Bayrisch & Bayrischer Dialekt
Allein die verschiedenen Schreibweisen (Bayerisch, Bayrisch sowie Bairisch) sprechen Bände. Denn das Verstehen der bayerischen Mundart kann schnell zu einer echten Herausforderung werden. Wer als Nicht-Bayer schon mal eine Konversation mit einem waschechten Bayern gehabt hat, und sich dabei wie ein Schulanfänger gefühlt hat, der braucht sich nicht zu schämen. Ein "Häh?", "Wie bitte?" oder die Ermahnung zum langsamer Sprechen sind bei solchen Gesprächen meist der Normalfall.
Abhilfe versucht diese Seite zu schaffen, die einigen Eigenarten des Bairischen auf den Grund geht und zudem zahlreiche bayerische Dialektwörter samt Begriffserklärungen in einem Wörterbuch zur Verfügung stellt.
INHALTSVERZEICHNIS
- Bedeutung des bayrischen Dialekts
- Merkmale des bayrischen Dialekts
- Ursprung und Geschichte des bayrischen Dialekts
- Verbreitung des bayrischen Dialekts
- Aufteilung des Sprachraums
- Bairisch, bayrisch oder bayerisch?
- Bayerisches Wörterbuch
1. Bedeutung des bayrischen Dialekts
Der bayrische Dialekt ist ein wichtiger Bestandteil der bayerischen Kultur und hat eine besondere Bedeutung für die Menschen in Bayern, da er für sie ein Zeichen von Heimat und Verbundenheit darstellt.
Die bayerische Mundart trägt ebenfalls dazu bei, die regionale Identität und Vielfalt in Deutschland zu bewahren. Dialekte sind ein wichtiges kulturelles Erbe, das die regionale Geschichte und Traditionen widerspiegelt und eine wichtige Rolle bei der Bewahrung der kulturellen Vielfalt spielt.
2. Merkmale des bayrischen Dialekts
Bayrisch ist geprägt von einer Vielzahl von Merkmalen, das es von anderen Dialekten unterscheidet. Einige der wichtigsten sind:
- Wenig Gemeinsamkeiten zum Hochdeutsch: Der bayrische Dialekt ist vom Hochdeutschen weit entfernt und weist häufig kaum noch Ähnlichkeiten auf.
- Aussprache: Einigen Konsonanten kommt in der bairischen Mundart eine besondere Bedeutung zu. So werden die harten Konsonanten "p, t, k" sowohl am Wortanfang (Beispiel: "Disch" → "Tisch") als auch im Wortinneren zwischen Vokalen (Beispiel: debbat → deppat) weich ausgesprochen. Die weichen Konsonanten "b, g, w" werden im Wortinneren zwischen Vokalen noch weicher ausgesprochen (Beispiel: Kaibe → Kalb, junges Rind). Darüber hinaus wird das "r" nach dem "e" und "i" häufig zum Vokal. Es wird dann wie "a" bzw. "ia" ausgesprochen (Beispiel: Fogal → Vogerl, kleiner Vogel bzw. Kiacha → Kircha, Kirche). Das "l" wird nach dem "o" und "u" ebenfalls vokalisiert (Beispiel: Rollwagerl → Roiwagal, Rollstuhl). Folgt auf ein "e" ein "l", verschmelzen die Buchstaben zum Diphthong "äi" (Beispiel: häiffm → helfen). Zudem wird das "ei" häufig zu "oa" (Beispiel: "hoam" → heim, wieder nach Hause). Bei Wörtern mit einem "l" am Ende, wird dies häufig nicht ausgesprochen (Beispiel: Bai → Ball).
- Vokalischer Charakter: Die bairische Mundart besitzt einen ausgesprochen vokalischen Charakter. Sie verfügt über deutlich mehr Diphthonge und unterschiedlich gefärbte Vokale als die deutsche Standardsprache.
- Wortschatz: Der bayrische Dialekt hat einen eigenen Wortschatz, der oft von der Hochsprache abweicht. So gibt es zum Beispiel zahlreiche eigene Ausdrücke für bestimmte Gegenstände oder Tätigkeiten.
- Dialektausprägungen: Bayrisch ist sehr variantenreich und zeigt von Region zu Region unterschiedliche Ausprägungen. So kann sich der Dialekt in Oberbayern deutlich von dem in Niederbayern oder Schwaben unterscheiden.
- Redewendungen: Die bayerische Mundart verfügt über zahlreiche eigene Redewendungen und Sprichwörter, die die bayrische Lebensart und Mentalität widerspiegeln (Beispiel: "Schleich di!" oder "Geh weida!" → "Verzieh dich", "Hau ab!").
- Grammatik: Im Bairischen gibt es keinen Genitiv. Beispiel: Statt "das Fahrrad der Mutter" sagen die Bayern → "am Muada ihr Radl". Ebenso verzichten die Bayern auf den Imperfekt - also die Vergangenheitsform. Beispiel: Statt "ich dachte" heißt es im Bairischen → "i hob denkt". Auffälig ist auch, dass zahlreiche Wörter ein anderes Genus haben als im Hochdeutschen. Beispiel: "die Kartoffel" → "der Kadoffe" oder "das Radio" → "der Radio". Zudem ist das zusätzliche Höflichkeitspronomen "Eana" in der direkten Anrede erwähnenswert. Es steht für "Sie". Beispiel: "Griaß Eana, Frau Huber! Wia geht's Eana?"
- Häufige Verniedlichungen: Typisch für die bairische Mundart ist die Verwendung des Diminutiv, bei dem die Endung "-erl" an Substantive gehängt wird (Beispiel: Patscherl → Kinderhand).
3. Ursprung und Geschichte des bayrischen Dialekts
Der bayrische Dialekt hat seinen Ursprung in der germanischen Sprache. Im Laufe der Geschichte wurde der Dialekt durch Einflüsse aus dem Lateinischen, dem Keltischen und dem Slawischen geprägt, also jene Sprachen, die die verschiedenen Stämme in der Region gesprochen haben. Vor allem die langjährige Zugehörigkeit Bayerns zum Heiligen Römischen Reich und später zum Königreich Bayern sowie die Nähe zu Österreich haben den Dialekt beeinflusst.
Der Name "Baiern" (mehr zu den verschiedenen Schreibweisen) geht übrigens auf den mittelalterlichen Stamm der "Bajuwaren" zurück, der sich in der Folge des Zusammenbruchs des Römischen Reiches im Jahr 480 während der Völkerwanderung vollzog und einen Großteil Oberbayerns, Niederbayerns und der Oberpfalz sowie Österreichs und Südtirols umfasste.
Im Mittelalter und der Frühen Neuzeit war Bayrisch die vorherrschende Sprache in Bayern. Die Oberschicht sprach jedoch oft Latein oder Hochdeutsch, was dazu führte, dass der Dialekt in Schrift und Bildung zurückgedrängt wurde. Mit der Aufklärung und der Bildungsreform im 18. und 19. Jahrhundert wurde das Hochdeutsche zur Standard- und Bildungssprache und wird seitdem auch in Schulen gelehrt.
Dennoch hat sich der bayrische Dialekt bis heute als Alltagssprache erhalten und wird von vielen Menschen in Bayern gesprochen. Auch in anderen Teilen Deutschlands ist er aufgrund seiner Einzigartigkeit und des Klangs beliebt und wird gerne imitiert. Daneben gibt es auch verschiedene Mundartdichter und Autoren, die den Dialekt in ihrer Literatur verwenden und so zur Bewahrung und Weiterentwicklung beitragen.
4. Verbreitung des bayrischen Dialekts
Bayrisch ist der am meisten in Deutschland gesprochene Dialekt. Zwar wird die Mundart hauptsächlich in Bayern gesprochen, aber auch im südlichen Vogtland im Bundesland Sachsen, in Teilen von Österreich und Ungarn, in Südtirol, im tschechischen Egerland, in West- und Südböhmen sowie Südmähren und im Kanton Graubünden in der Schweiz ist sie vertreten.
Insgesamt sprechen ungefähr 13 Mio. Menschen auf ca. 150.000 km² Bairisch. Damit beansprucht die Mundart etwa ein Sechstel des gesamten deutschen Sprachraums und über 40% der Fläche von ganz Deutschland.
5. Aufteilung des Sprachraums
Grundsätzlich werden in Bayern Bairisch, Fränkisch und Schwäbisch-Alemannisch gesprochen. Innerhalb des Bairischen unterscheidet man folgende drei Großräume bzw. Unterdialekte:
Zwischen den genannten Großräumen liegen jeweils Übergangsgebiete, die Mischzonen zwischen Süd- und Mittelbairisch sowie zwischen Mittel- und Nordbairisch hervorbringen.
5.1 Nordbairisch
In der Oberpfalz, in den südlich angrenzenden Gebieten von Ober- und Mittelfranken und im nördlichsten Teil von Ober- und Niederbayern wird Nordbairisch gesprochen.
Ein charakteristisches Merkmal des Nordbairischen sind die "gestürzten Diphthonge" "ej" und "ou", die anstelle von mittelhochdeutsch "ie" und "uo" verwendet werden (Beispiel: Brejf → Brief).
Der Wortschatz zeichnet sich durch viele traditionelle Begriffe aus, der auf zahlreiche Neuerungen aus dem Mittel- und Nordbairischen verzichtet. Die mittelbairische l-Vokalisierung (Umwandlung des "l" in einen "i"-artigen Vokal) wurde ebenfalls nicht übernommen.
5.2 Mittelbairisch
Der mittelbairische Raum umfasst den größten Teil von Oberbayern und Niederbayern sowie Ober- und Niederösterreich.
Ein besonderes Merkmal des Mittelbairischen ist die Vokalisierung von "l" und "r" nach einem "e" oder "i" (Beispiel: vui → viel) - eine sprachliche Neuerung, die die Randgebiete von Nord- und Südbayern kaum erreicht hat.
Mittelbairisch ist der am weitesten verbreitete Unterdialekt in Bayern, der von den meisten bayerisch sprechenden Personen gesprochen wird. Er gilt ebenfalls als der modernste der drei Unterdialekte.
5.3 Südbairisch
Das Südbairische hat sein Kerngebiet außerhalb Bayerns in Tirol, Kärnten der Steiermark und im südlichen Burgenland. Besonders auffällig sind hier die germanischen Verschlusslaute "p", "t" und "k", die durch die zweite Lautverschiebung zur Affrikate ("pf", "z " und "kch") wurden (Beispiel: Kchua → Kuh).
6. Bairisch, bayrisch oder bayerisch?
"Bairisch" ist die älteste der drei Schreibweisen. Im Rahmen der von König Ludwig I. (1786-1868) veranlassten Gebietsreform vom November 1837 wurde das Land "Baiern" in "Bayern" umbenannt. Seitdem setzte sich die Schreibweise mit "y" durch.
Heute wird die ältere Schreibweise "Baiern" bzw. "bairisch" mit "i" hauptsächlich in der Sprachwissenschaft verwendet.
Bei der Variante mit "e" - also "bayerisch" - handelt es sich um die standardsprachlich konforme Schreibweis, die für Eigennamen (Beispiel: Bayerischer Rundfunk) oder regionale Bezeichnungen (Beispiel: Bayerischer Wald) genutzt wird.
Die Schreibweise bayrisch - also ohne "e" - ist die umgangssprachliche Variante, da das "e" hier nur selten oder sehr undeutlich ausgesprochen wird.
7. Bayerisches Wörterbuch
Unser Wörterbuch hilft, die bayerische Sprache besser zu verstehen. Viel Spaß beim Stöbern!
7.1 Bayerische Wörter
Hier findet ihr 838 typisch bayerische Wörter:
- a gmahde Wiesn
- Aaser
- abbeuteln
- abblatteln
- Abbrandler
- abbrocken
- abbusseln
- abendessen
- Abendmahl
- abfieseln
- abfretten
- abher
- abherbeuteln
- abhersagen
- abhertun
- abhin
- abhingehen
- abhinrutschen
- abhinschweiben
- abhintun
- abschauen
- abschwätzen
- Absenz
- abtreiben
- abverkaufen
- Aitel
- akkurat
- Almabtrieb
- Alpauftrieb
- alsdann
- Amper
- anbandeln
- anessen
- anfressen
- anhauen
- anhinbätzen
- ankennen
- anknöpfeln
- anlangen
- anpatzen
- anschaffen
- anspeiben
- Anstand
- antrenzen
- anwandeln
- aper
- Apfelbrocker
- Apfelbutzen
- Apfelmost
- Arschfotzengesicht
- Arschgrunze
- Artilleriegeschoß
- Asch
- Aser
- Au
- auf der Brennsuppe schwimmen
- aufhin
- aufhinpappen
- aufhinpicken
- aufhinschreiben
- aufi
- aufmandeln
- aufsperren
- aufstecken
- ausapern
- ausbätzen
- ausbeißen
- ausherbätzen
- ausherhauen
- ausherkemmen
- ausherschliefen
- ausherschmuggeln
- aushingehen
- auskommen
- ausrichten
- Austrag
- Austrägler
- Austräglerin
- Austragspfarrer
- auswalken
- Babbnschlosser
- Bankerl
- Bapperl
- Bärendreck
- Bartwisch
- Batz
- Bätz
- bätzen
- batzig
- Bazi
- Beidlbeizer
- Beige
- beimachen
- Bein
- beinhart
- beißen
- Beize
- Belche
- Belchen
- Benützer

Über den Autor
Silvan Maaß ist Diplom-Kommunikationswirt (dab) sowie Mitbegründer der Sprachnudel, wodurch er sich seit über 17 Jahren beinahe täglich mit angewandter Linguistik und Wortschatzentwicklung beschäftigt. Die Lebendigkeit der Sprache hat es ihm besonders angetan. Daher interessiert er sich insbesondere für Themenfelder der Linguistikforschung wie bspw. Okkasionalismen und Neologismen.

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- Dialekt 4.780
- Soziolekt 6.439
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- Nomen 108.278
- Verben 14.729
- Synonyme 1.504.427
- Abkürzungen 5.213
- Neologismen 870
- Grüße 257
- Redewendungen 2.663
- Sprichwörter 1.489
- Sprüche 496
- Wünsche 453
- Zungenbrecher 449
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