Theodor Fontane Zitate

Alles lebt nur auf 8 Tage.

Der eine spekuliert immer glücklich, der andere immer unglücklich; der eine liebt immer glücklich, der andere immer unglücklich; der eine reist dreimal um die Welt ohne Unfall, der andere trifft es bei jeder Ausfahrt so, daß ein Rad bricht oder ein Pferd durchgeht oder doch wenigstens, daß es mit Mollen gießt.

Vor Gott sind eigentlich alle Menschen Berliner.

Nichts spricht deutlicher als Zimmereinrichtungen und selbst die nichtssagenden und modisch-indifferenten machen keine Ausnahme. Sie weisen dann eben auf nichtssagende und modisch-indifferente Leute hin.

Gott, was ist Glück: eine Griessuppe, eine Schlafstelle, keine körperlichen Schmerzen - das ist schon viel!

Es gibt eine höchste Lebensform, und diese Höchste Lebensform heißt: ›In Freiheit zu dienen‹.

Durchschnittsmenschen glauben sich so schnell wie möglich verewigen zu müssen, damit ihre Herrlichkeit nicht ausstirbt.

Unbequemlichkeiten, selbst Schrecklichkeiten, die kommen müssen, kann man nur dadurch ihres Schreckencharakters einigermaßen entkleiden, daß man sie so rasch wie möglich an der Brust packt und den Kampf auskämpft, der doch gekämpft werden muß.

Die Kleinen von hier, trotz der ›Loyalität bis auf die Knochen‹, die mucken immer bloß auf, aber die wirklich Vornehmen, die gehorchen, nicht einem Machthaber, sondern dem Gefühl ihrer Pflicht.

Über Plagiate sollte man sich nicht ärgern. Sie sind wahrscheinlich die aufrichtigsten aller Komplimente.

Gelobtwerden ist immer gut, aber den Ausschlag gibt das »wie«.

Gott, was krabbelt doch alles unter dem Namen »Mensch« auf diesem Erdball herum!

Ich weiß, daß das Leben sein bißchen Honig woanders saugt.

Große Zeiten sind immer Zeiten, in denen alles schief geht.

Die Huldigungen eines guten Menschen haben doch etwas besonders Wohltuendes.

Bist du doch der wenigen einer, die das Talent des Zuhörens haben, doppelt selten bei denen, die selber zu sprechen verstehen.

Erhalte dich Gott Deinen Kindern und Deine Kinder Dir.

Wenige haben den Mut, zu essen, wenn sie hungern, noch weniger den Mut, zu schlafen, wenn sie müde sind. Alle haben wir eine Neigung, uns zum Sklaven der Stunde und der Überlieferung zu machen.

Den höchsten Anlauf nahm die Menschennatur, als sie einen gotischen Dom in Vollendung dachte. Aber er ist ein Ideal geblieben und mit Recht; denn das Vollendete muß unvollendet bleiben. Die fertigen gotischen Dome sind nicht vollendet, und die vollendeten sind nicht fertig.

Der Wunsch nach Vollkommenheit ist die schrecklichste Krankheit, die je den menschlichen Geist befallen hat.

Mit Damen weiß man ja nie. – Wenn man denkt, es is so, denn is es wieder so, und wenn man denkt, es is so, denn is es wieder so. Wenn meine Frau noch lebte, Gott hab sie selig, die sagte auch immer: Ja, Jeserich, was du bloß denkst, wir sind eben ein Rätsel. Ach Gott, sie war man ja einfach, aber das können Sie nur glauben, Herr Graf, so sind sie alle.

Ich habe nichts so gern wie fröhliche Menschen.

Tand, Tand ist das Gebilde von Menschenhand.

Die Ehe, zum mindesten das Glück derselben, beruht nicht auf der Ergänzung, sondern auf dem gegenseitigen Verständnis. Mann und Frau müssen nicht Gegensätze, sondern Abstufungen, ihre Temperamente müssen verwandt, ihre Ideale dieselben sein.

Wenn unsere märkischen Leute sich verheiraten, so reden sie nicht von Leidenschaft und Liebe, sie sagen nur: "Ich muß doch meine Ordnung haben!"

Die Natur ist stärker als die Vorsätze.

Autodidakten übertreiben immer.

Gute Verdauung ist besser als eine Million. Dicke Haut ist noch besser als gute Verdauung.

Mit bloßem Charakter ist auch nicht viel zu machen, oder doch höchstens Feiertags; Alltags verlangt man ein bißchen Esprit.

Ob jemand wieder zu Besuch kommt, erkennt man daran, wie viel Schulden er hinterlässt.

Die Kunst der Lebensführung besteht bekanntlich darin, mit gerade so viel Dampf zu fahren, wie gerade da ist.

Das Tollste sind Flitterwochen in einem englischen Seebad. So langweilig, daß Zankszenen eine Erlösung werden.

Wir haben alle einen Punkt, der eine diesen, der andere jenen, wo wir, wenn wir am gerechtesten zu sein vermeinen, am ungerechtesten werden.

Das Glück liegt woanders als in aufgetürmten Fünftalerscheinen.

Alle Worte, die von Herzen kommen, sind gute Worte, und wenn sie mir helfen, so frag ich nicht viel danach, ob es sogenannte »richtige« Worte sind oder nicht.

Witz und Humor sind Gottesgaben ersten Ranges und sind wohl hier am Platz.

Dies ist ein weites Feld.