Anagramm
Den Begriff "Anagramm" haben die meisten sicherlich schon mal gehört. Doch wer weiß wirklich, was darunter zu verstehen ist und wo Anagramme überall zum Einsatz kommen? Diejenigen, die mehr über dieses Stilmittel wissen möchten, finden auf dieser Seite zahlreiche Antworten auf häufige Fragen rund ums Thema.
1. Definition: Was ist ein Anagramm?
Der Begriff Anagramm stammt aus dem Altgriechischen: ἀναγράφειν anagráphein (deutsch: umschreiben). Hiermit ist ein Wort gemeint, das sich aus den Buchstaben eines anderen Wortes bilden lässt. Dabei müssen alle Buchstaben des Ursprungswortes im neuen Wort enthalten sein (Palme <==> Lampe). Eine andere Bezeichnung für Anagramm ist Schüttelwort.
Wichtig ist neben den gleichen Buchstaben in den Wörtern auch die Sinnhaftigkeit, denn die neu gebildeten Wörter sollten stets Sinn ergeben. Es dürfen keine Fantasiewörter sein. Eine Ausnahme bildet lediglich die Verschlüsselungstechnik.
Einfach ausgedrückt werden bei einem Anagramm also die Buchstaben eines Wortes oder einer Wortfolge "durcheinandergeschüttelt", um ein neues, sinnvolles Wort aus genau diesen Buchstaben entstehen zu lassen. Dieser Vorgang wird auch als anagrammieren bezeichnet.
2. Ursprung: Wie sind Anagramme entstanden?
Anagramme stammen ursprünglich aus dem antiken Griechenland. Der griechische Dichter und Lehrer der Grammatik "Lykophron aus Chalkis" (ca. 320 v.Chr. - 280 v.Chr.) gilt als deren Schöpfer. Um mit seinen Werken König Ptolemaios II. zu schmeicheln, stellte er in einem Vers eines Gedichtes nämlich die Buchstaben dessen Namens (Πτολεμαῖος) so um, dass sie übersetzt "von Honig" (ἀπὸ μέλιτος) ergaben.
3. Welche Abgrenzungen gibt es?
Wie lassen sich Anagramme von anderen Stilmitteln abgrenzen?
3.1 Palindrom
Oft wird ein Anagramm mit einem Palindrom verwechselt. Auch Palindrome bestehen immer aus den gleichen Buchstaben. Allerdings werden hier nicht die Buchstaben "durchgeschüttelt". Ein Palindrom ergibt sowohl vorwärts als auch rückwärts gelesen immer das gleiche Wort. Es entsteht also kein neues Wort.
Beispiel: "Kajak". Egal ob man das Wort von vorne oder von hinten liest, es heißt immer "Kajak".
3.2 Pangramm
Das Pangramm stellt eine Sonderform des Anagramms dar. Hierbei handelt es sich um einen Satz, in dem jeder Buchstabe des Alphabets vorkommt.
Beispiel: "Franz jagt im komplett verwahrlosten Taxi quer durch Bayern." Alle 26 Buchstaben des deutschen Alphabets sind in diesem Satz enthalten.
3.3 Ananym
Ein Ananym ist eine Sonderform des Anagramms und gleichzeitig auch des Pseudonyms (erdachter Name einer Person). Hier wird der richtige Name einfach rückwärts geschrieben. Die Buchstaben werden dabei nicht oder nur teilweise verändert.
Beispiel: der Maler "Johann Lebrecht Eggink" (1784 - 1876). Er war der uneheliche Sohn des Freiherrn Knigge (1748–1803). Der Nachname "Eggink" liest sich rückwärts "Knigge".
3.4 Ambigramm
Das Ambigramm ist ein Schriftzug oder ein symmetrisches Symbol, das gedreht werden kann (meist 180°) und dabei ein lesbares Symbol oder einen Schriftzug bleibt.
Beispiel: Der Name "OTTO" in Großbuchstaben geschrieben. Wie einige von euch sicherlich gleich bemerkt haben, ist "OTTO" natürlich auch ein Beispiel für ein Palindrom. Ambigramme sind aber bei weitem nicht so verbreitet, wie beispielsweise Anagramme oder Palindrome. Hier kommt es in erster Linie auf die Schriftart bzw. auf die symmetrischen Symbole an. Erst sie machen ein Ambigramm aus.
3.5 Spinonym
Spinonyme sind eine Sonderform des Ambigramms. Im Gegensatz zum Ambigramm werden beim Spinonym nur einzelne Buchstaben, Schriftzeichen oder Symbole in ihrer Position verändert. Dabei haben die Einzelzeichen des Schriftzugs alle die gleiche Form. Sie sind nur in unterschiedlichen Winkeln gedreht, gespiegelt und oder angeordnet.
4. Anwendung: Wofür kann man Anagramme verwenden?
Anagramme können verschiedene Funktionen erfüllen und zu unterschiedlichen Zwecken angewendet werden. Welche das sind, erfahrt ihr nun.
4.1 Verschlüsselungsmethode
Um Informationen geheim zu halten, wird der Klartext anagrammiert. Dabei werden die einzelnen Buchstaben des Klartextes in beliebiger Weise umgestellt. Diesen Vorgang bezeichnet man in der Wissenschaft auch als Transposition. Hierbei müssen die neu entstandenen, verschlüsselten Wörter nicht unbedingt Sinn ergeben. Das können sie oft auch gar nicht, wenn die Buchstaben z. B. so umgestellt werden, dass sie in alphabetischer Reihenfolge im verschlüsselten Text erscheinen.
Das Wort "Gefahrgut" könnte demnach folgendermaßen verschlüsselt werden: AEFGGHRTU.
Ein weiterer wichtiger Punkt bei der Transposition: es gibt in der Regel keinen Schlüssel, um den Geheimtext zu entschlüsseln. Die Informationen sollen zum Zeitpunkt der Veröffentlichung geheim bleiben und nicht transponiert werden können. Dies ist dann sinnvoll, wenn jemand sicherstellen möchte, dass er der Urheber von wissenschaftlichen Erkenntnissen ist und dies für ihn anhand der Transposition zu einem späteren Zeitpunkt zweifelsfrei nachweisbar ist.
Beispiel: Der italienische Universalgelehrte "Galileo Galilei" (1564 - 1642) verkündete seine neuerlangten Erkenntnisse über den Saturn und dessen Ringe damals in folgendem Anagramm: "SMAISMRMILMEPOETALEVMIBVNENVGTTAVIRAS." Im lateinischen Klartext, den er erst später veröffentlichte, stand "planetam tergeminvm observavi" (deutsch: "Ich beobachtete den höchsten Planeten in dreigestaltiger Form").
4.2 Schüttelrätsel / Buchstabenspiele
Durch die Umstellung der Buchstabenreihenfolge eines Wortes oder einer Wortfolge sind Anagramme auch beliebte Rätsel. Verbreitet ist u.a. das sogenannte Visitenkartenrätsel. Dabei soll aus dem Namen und der Stadt einer Person deren Beruf erraten werden.
Beispiel: auf der Visitenkarte steht "Fr. Inge C. Sonst, Rheine." Daraus ergibt sich dann der Beruf "Schornsteinfegerin".
4.3 Pseudonyme
Sogenannte Anagramm-Pseudonyme können verwendet werden, um Decknamen oder Künstlernamen zu kreieren. Hiervon kann bspw. dann Gebrauch gemacht werden, wenn einem der eigene Name missfällt. Einziges Problem: das Anagrammieren von Namen mit den Buchstaben Q, X oder Y ist nur selten möglich.
Beispiel: im 2. Harry Potter Buch wird bei einer Begegnung mit dem ehemaligen Mitschüler "Tom Marvolo Riddle" aus dessen Name "I am Lord Voldemort".
4.4 Anagramm-Gedichte
Anagramm-Gedichte sind Gedichte, bei der jede Zeile in der nachfolgenden Zeile anagrammiert wird. Alternativ können auch alle Zeilen Anagramme voneinander sein.
Beispiel: ein anagrammatisches Rätselgedicht, bei dem der Begriff "Geburt" gesucht wird, zu dem Erbgut und Betrug Anagramme sind.
Kein Mensch lebt ohne mich. Ist das nicht klar genug,
So wisst: In mir steckt Erbgut und Betrug.
Autor: Friedrich Haug (1761 - 1829)
5. Anagramme lösen
Wie kann man ein Anagramm lösen? Gerade Rätselfreunde stellen sich diese Frage sicherlich häufiger. Wir geben praktische Tipps und stellen zudem unseren vollautomatischen Anagramm Löser zur Verfügung, der die Aufgabe zum Kinderspiel werden lässt.
Tipps
- Die Visualisierung ist der halbe Erfolg. Sorge also für einen guten Überblick. Am besten tust du das, indem du das Ursprungswort oben auf ein Blatt schreibst und darunter jeden Buchstaben getrennt in alphabetischer Reihenfolge nacheinander notierst. Doppelte Buchstaben werden nebeneinander notiert.
- Eine gute Möglichkeit, Anagramme zu lösen, ist es, Muster im Ursprungswort zu erkennen. Kenntnisse über eine korrekte Silbentrennung können hier sehr hilfreich sein.
- Auch das Finden von Wortteilen beim Anagramm macht Sinn. Dazu muss man Wortmuster in Form von Präfixen (stehen vor einem Wort, bspw. "be"-, "ent-", "un-", "ver-" oder "zer-") und Suffixen (stehen am Ende eines Wortes, bspw. "ung," "-heit,", "-lich" oder "-ig") erkennen können.
- Hilfreich ist es ebenso, nach typischen Buchstabenkombinationen zu suchen. In der deutschen Sprache steht z. B. der Buchstabe "h" häufig nach einem "c" oder nach einem "sc". Auch nach einem "p" oder einen "t" taucht er vermehrt auf. Oder der Buchstabe "q", der im Deutschen so gut wie nie ohne ein nachfolgendes "u" vorkommt.
- Sollte man sich beim Lösen eines Anagramms mal festgefahren haben, ist es übrigens immer ratsam, eine Pause einzulegen. Oft sieht man danach die Dinge klarer. Oder man nutzt einfach unseren nun folgenden Anagramm Generator.
5.1 Anagramm Generator
Unser Anagramm Generator durchsucht den gesamten Wortschatz unseres Wörterbuchs und ist daher in der Lage, Anagramme aus über 230.000 Wörtern zu generieren.
6. Anagramm Beispiele
In unserem Wörterbuch befinden sich tausende Anagramme. Einige davon dienen hier als Beispiele. Wir haben sie wie folgt kategorisiert:
6.1 Beliebige Anagramme aus unserem Wörterbuch
6.2 Die längsten Anagramme aus unserem Wörterbuch
Wort | Anagramme | Buchstaben |
---|---|---|
Abstandsregelung | Belagerungsstand | 16 |
Meinungsforscher | Erscheinungsform | 16 |
Bundeskanzlerin | Bankzinsenluder | 15 |
Grundbesitzerin | Zubringerdienst | 15 |
Aktienbesitzer | Einsetzbarkeit | 14 |
gastfreundlich | Tarifdschungel | 14 |
Rechenleistung | Entschleierung | 14 |
rehabilitieren | Leiharbeiterin | 14 |
Ratendarlehen | Neanderthaler | 13 |
Gazastreifen | Strafanzeige | 12 |
Tangramspiel | Samplingrate | 12 |
Hinterbacke | Heckantrieb | 11 |
Kabarettist | Arbeitstakt | 11 |
Schlafdauer | Schaufelrad | 11 |
Teigschaber | abgesichert | 11 |
6.3 Anagramme und Ananyme bekannter Personennamen
Personenname | Fiktive Anagramm-Pseudonyme |
---|---|
Angela Merkel (Politikerin) | Marlene Klage |
Dieter Bohlen (Musikproduzent) | Reinhold Beet |
Günter Grass (Schriftsteller) | Urs Stegnager |
Helge Schneider (Unterhaltungskünstler) | Gerd Eschenheil |
Oliver Kahn (Sportler) | Volker Hain |
Personenname | Wahre Anagramm-Pseudonyme |
---|---|
François Rabelais (Schriftsteller) | Alcofribas Nasier |
Marguerite de Crayencour (Schriftstellerin) | Marguerite Yourcenar |
Paul Ancel (Schriftsteller) | Paul Celan |
Personenname | Wahre Ananyme |
---|---|
Frank Möller (Musiker) | Knarf Rellöm |
Miles Davis (Musiker) | Selim Sivad |

Über den Autor
Silvan Maaß ist Diplom-Kommunikationswirt (dab) sowie Mitbegründer der Sprachnudel, wodurch er sich seit über 17 Jahren beinahe täglich mit angewandter Linguistik und Wortschatzentwicklung beschäftigt. Die Lebendigkeit der Sprache hat es ihm besonders angetan. Daher interessiert er sich insbesondere für Themenfelder der Linguistikforschung wie bspw. Okkasionalismen und Neologismen.

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