Autor: Silvan Maaß
Im Wörterbuch:
Wortart
Die deutsche Grammatik kennt verschiedene Wortarten. Welche das sind und was es damit auf sich hat, könnt Ihr auf dieser Seite nachlesen.
1. Definition: Wortarten - die deutsche Sprache und ihre Ordnung
Die Grammatik oder Sprachlehre betrachtet und behandelt eine Sprache als Ganzes. Sie gibt ihr bindende Regeln und zugleich eine Art Bauplan. Dadurch legt sie fest, wie Worte gebildet beziehungsweise angepasst werden und auf welche Weise sie im Satzgefüge oder in einer Satzreihe ihren Platz finden.
Der Begriff "Wortart", mitunter auch "Wortklasse" genannt, steht für Wörter mit gleichen oder ähnlichen Merkmalen und Funktionen innerhalb eines Satzes. Die Wortartlehre strebt deren methodische Klassifizierung an und ordnet sie ein. Damit bildet sie einen wichtigen Teilaspekt der Grammatik und ist essenziell für das Erlernen der deutschen Sprache.
2. Standardform: Die klassische "Zehn-Wortarten-Lehre"
Mit den allgemeinen Regeln der deutschen Sprache bildete sich auch die Klassifikation ihrer einzelnen Wörter heraus. Die traditionelle Einteilung nach der "Zehn-Wortarten Lehre" ist bis heute die Standardform, die auch im Deutschunterricht an deutschen Schulen gelehrt wird.
Experten führen diese Form bis in die Antike zurück. Bereits vor 1.700 Jahren kannte der römische Gelehrte Aelius Donatus (um 310 - 380) schon acht Wortarten: adverbium, coniunctio, interiectio, nomen, participium, praepositio, pronomen und verbum. Heute unterscheiden wir zehn Wortarten.
Anmerkung: Die Betrachtungsweise der "Zehn-Wortarten-Lehre" stößt häufig auf Kritik. Wissenschaftler und Praktiker bemängeln u.a., es gäbe keine einheitliche Klassifizierung beziehungsweise durchgehende Systematik. Zudem meinen Stimmen, die Kriterien würden sich überschneiden und teilweise sogar widersprechen, weshalb Sprachexperten nach anderen Lösungen suchten und sie bspw. in der
Fünf-Wortarten-Lehre fanden.
Wortarten-Übersicht
- Substantiv
- Verb
- Adjektiv
- Adverb
- Artikel
- Pronomen
- Präposition
- Konjunktion
- Interjektion
- Numerale
Übung: Ihr wollt euer Wissen testen? Dann nutzt die folgende Übung:
Wortarten bestimmen
2.1 Substantiv
Das Substantiv, auch als "Nomen", "Hauptwort" oder "Namenwort" bezeichnet, steht für Lebewesen, Pflanzen, Dinge oder für etwas Abstraktes.
Beispiele: Mensch, Tier, Rose, Baum, Schiff, Flugzeug, Seele, Traum (Tipp: mehr Nomen Beispiele)
Substantive können dekliniert werden und werden im Rahmen der Formenlehre bestimmt nach:
Genus (Geschlecht) |
maskulinum (männlich) femininum (weiblich) neutrum (sächlich) |
Numerus (Zahl) |
Singular (Einzahl) Plural (Mehrzahl) |
Kasus (Fall) |
Nominativ (1. Fall) Genitiv (2. Fall) Dativ (3. Fall) Akkusativ (4. Fall) |
2.2 Verb
Das Verb, auch als "Zeitwort" oder "Tätigkeitswort" bezeichnet, drückt eine Handlung, einen Zustand und mitunter einen Vorgang aus.
Beispiele: laufen, gehen, sitzen, liegen (Tipp: mehr Verben Beispiele)
Verben können konjugiert werden und werden im Rahmen der Formenlehre bestimmt nach:
Person |
1. Person: der Sprecher selbst 2. Person: angesprochene Person 3. Person: Person über die man spricht |
Numerus (Zahl) |
Singular (Einzahl) Plural (Mehrzahl) |
Tempus (Zeit) |
Präsens Präteritum Perfekt Plusquamperfekt Futur I Futur II |
Genus Verbi (Aktionsart) |
Aktiv Passiv |
Modus (Aussageweise) |
Indikativ Konjunktiv Imperativ |
2.3 Adjektiv
Das Adjektiv, auch als "Eigenschaftswort" bezeichnet, dient einer detaillierten Beschreibung anderer Wörter und Satzbestandteile.
Beispiele: rot, klein, dunkel, lustig (Tipp: mehr Adjektive Beispiele)
Genau wie das Nomen können auch Adjektive dekliniert werden. Mittels Komparation lassen sich Situationen, Personen oder Sachen miteinander vergleichen:
Positiv (Grundform) |
lieb, klein |
Komparativ (erste Steigerung) |
lieber, kleiner |
Superlativ (höchste Steigerungsstufe) |
am liebsten, am kleinsten |
2.4 Adverb
Das Adverb, auch als "Umstandswort" bezeichnet, erklärt ein Verb, Adjektiv oder einen ganzen Satz näher. Es bezieht sich somit auf andere Wörter und macht einzelne Sachverhalte deutlich.
Interrogativadverb (Frageadverbien) |
kausal: warum, weshalb, weswegen, wieso lokal: wo, woher, wohin, ... modal: wie temporal: wann |
Kausaladverb (Adverbien des Grundes) |
Grund: daher, darum, deswegen, ... Bedingung: ansonsten, notfalls, sonst, ... Einräumung: dennoch, gleichwohl, trotzdem, ... Folge: also, folglich, demzufolge, ... Zweck: darum, dazu, hierfür, ... |
Konjunktionaladverb (verbinden Sätze inhaltlich) |
kopulativ: ebenfalls, zudem, zusätzlich, ... kausal: daher, deshalb nämlich, ... konzessiv: dennoch, nichtsdestotrotz, trotzdem konsekutiv: demzufolge, deswegen, folglich, ... adversativ: allerdings, hingegen, stattdessen, ... disjunktiv: andernfalls, sonst, ... temporal: anschließend, davor, währenddessen, ... restriktiv: allerdings, indessen, insofern, ... |
Lokaladverb (Adverbien des Ortes) |
Lage: da, daher, dort, draußen, hier, nirgends, ... Richtung: abwärts, dorthin, herab, hoch, vorwärts, ... |
Modaladverb (Adverbien der Art und Weise) |
Art und Weise: gern, kopfüber, umsonst, ... Grad und Maß: äußerst, halbwegs, kaum, ... Erweiterung: auch, außerdem, überdies, ... Einschränkung: allerdings, hingegen, zumindest, ... Hervorhebung: ausgerechnet, besonders, sogar, ... Einschätzung: bestimmt, vielleicht, zweifellos, ... |
Pronominaladverb / Präpositionaladverb (da(r), hier und wo(r) + Präposition) |
Präsposition "an": daran, hieran, woran, ... Präsposition "bei": dabei, hierbei, wobei, ... Präsposition "mit": damit, hiermit, womit, ... Präsposition "um": darum, hierum, worum, ... Präsposition "zu": dazu, hierzu, wozu, ... usw. |
Temporaladverb (Adverbien der Zeit) |
Gegenwart: gerade, heute, jetzt, ... Vergangenheit: damals, einst, gestern, ... Zukunft: bald, später, übermorgen, ... Zeitpunkt: anfangs, heute, vorhin, ... Wiederholung: mehrmals, oft, zweimal, ... Zeitdauer: lange, monatelang, weiterhin, ... |
Relativadverb (Einleitung von Relativsätzen) |
was, wo, wofür, womit, worüber, woher, ... |
Tipp: Hier findest du unsere komplette
Adverbien Liste!
2.5 Artikel
Der Artikel, auch als "Geschlechtswort" oder "Begleiter" bezeichnet, kennzeichnet den Genus, Numerus und Kasus von einem Nomen.
bestimmter Artikel |
der (maskulinum) die (femininum) das (neutrum) Achtung: im Plural immer "die" |
unbestimmter Artikel |
ein (maskulinum) eine (femininum) ein (neutrum) |
2.6 Pronomen
Das Pronomen, auch als "Fürwort" bezeichnet, vertritt ein Nomen oder bestimmt es näher. Die deutsche Grammatik kennt insgesamt sieben Arten von Fürwörtern:
Tipp: Hier findest du unsere komplette
Pronomen Liste!
2.6.1 Personalpronomen (persönliches Fürwort)
|
Einzahl |
Mehrzahl |
1. Person |
2. Person |
3. Person |
1. Person |
2. Person |
3. Person |
Nominativ |
ich |
du |
er/sie/es |
wir |
ihr |
sie |
Genitiv |
meiner |
deiner |
seiner/ihrer/seiner |
unser |
euer |
ihrer |
Dativ |
mir |
dir |
ihm/ihr/ihm |
uns |
euch |
ihnen |
Akkusativ |
mich |
dich |
ihn/sie/es |
uns |
euch |
sie |
2.6.2 Possessivpronomen (besitzanzeigendes Fürwort)
|
Einzahl |
Mehrzahl |
1. Person |
2. Person |
3. Person |
1. Person |
2. Person |
3. Person |
Nominativ (maskulin/neutral) |
mein |
dein |
sein/ihr/sein |
unser |
euer |
ihr |
Nominativ (feminin/Plural) |
meine |
deine |
seine/ihre/seine |
unsere |
eure |
ihre |
Genitiv (maskulin/neutral) |
meines |
deines |
seines/ihres/seines |
unseres |
eures |
ihres |
Genitiv (feminin/Plural) |
meiner |
deiner |
seiner/ihrer/seiner |
unserer |
eurer |
ihrer |
Dativ (maskulin/neutral) |
meinem |
deinem |
seinem/ihrem/seinem |
unserem |
eurem |
ihrem |
Dativ (feminin) |
meiner |
deiner |
seiner/ihrer/seiner |
unserer |
eurer |
ihrer |
Dativ (Plural) |
meinen |
deinen |
seinen/ihren/seinen |
unseren |
euren |
ihren |
Akkusativ (maskulin) |
meinen |
deinen |
seinen/ihren/seinen |
unseren |
euren |
ihren |
Akkusativ (neutral) |
mein |
dein |
sein/ihr/sein |
unser |
euer |
ihr |
Akkusativ (feminin/Plural) |
meine |
deine |
seine/ihre/seine |
unsere |
eure |
ihre |
2.6.3 Reflexivpronomen (rückbezügliches Fürwort)
|
Einzahl |
Mehrzahl |
1. Person |
2. Person |
3. Person |
1. Person |
2. Person |
3. Person |
Dativ |
mir |
dir |
sich |
uns |
euch |
sich |
Akkusativ |
mich |
dich |
sich |
uns |
euch |
sich |
2.6.4 Demonstrativpronomen (hinweisendes Fürwort)
|
maskulin |
feminin |
neutral |
Plural |
Nominativ |
dieser/jener derjenige derselbe |
diese/jene diejenige dieselbe |
dieses/jenes dasjenige dasselbe |
diese/jene diejenigen dieselben |
Genitiv |
dieses/jenes desjenigen desselben |
dieser/jener derjenigen derselben |
dieses/jenes desjenigen desselben |
dieser/jener derjenigen derselben |
Dativ |
diesem/jenem demjenigen demselben |
dieser/jener derjenigen derselben |
diesem/jenem demjenigen demselben |
diesen/jenen denjenigen denselben |
Akkusativ |
diesen/jenen denjenigen denselben |
diese/jene diejenige dieselbe |
dieses/jenes dasjenige dasselbe |
diese/jene diejenigen dieselben |
2.6.5 Relativpronomen (bezügliches Fürwort)
|
maskulin |
feminin |
neutral |
Plural |
Nominativ |
der/welcher |
die/welche |
das/welches |
die/welche |
Genitiv |
dessen |
deren |
dessen |
deren |
Dativ |
dem/welchem |
der/welcher |
dem/welchem |
denen/welchen |
Akkusativ |
den/welchen |
die/welche |
das/welches |
die/welche |
2.6.6 Interrogativpronomen (fragendes Fürwort)
- wer/was
- welcher/welche/welches
- was für ein/was für welche
Nominativ |
wer/was |
Genitiv |
wessen |
Dativ |
wem |
Akkusativ |
wen |
Singular |
|
maskulin |
feminin |
neutral |
Nominativ |
welcher |
welche |
welches |
Genitiv |
welches |
welcher |
welches |
Dativ |
welchem |
welcher |
welchem |
Akkusativ |
welchen |
welche |
welches |
|
Plural |
Nominativ |
welche |
Genitiv |
welcher |
Dativ |
welchen |
Akkusativ |
welche |
Singular |
|
maskulin |
feminin |
neutral |
Nominativ |
was für ein |
was für eine |
was für ein |
Genitiv |
was für eines |
was für einer |
was für eines |
Dativ |
was für einem |
was für einer |
was für einem |
Akkusativ |
was für einen |
was für eine |
was für ein |
|
Plural |
Nominativ |
was für welche |
Genitiv |
was für welcher |
Dativ |
was für welchen |
Akkusativ |
was für welche |
2.6.7 Indefinitpronomen (unbestimmtes Fürwort)
- alle
- ein paar
- einer
- einige
- eizelne
- etliche
- etwas
- irgendeiner
- irgendetwas
- irgendjemand
- irgendwelche
- jeder
- jedermann
- jeglicher
- jemand
- keiner
- man
- mancher
- niemand
- nichts
- viele
- wenig
- ...
2.7 Präposition
Die Präposition, auch als"Verhältniswort" bezeichnet, zeigt auf, in welcher Beziehung ein Substantiv in örtlicher, zeitlicher und begründender Hinsicht zu einem anderen steht. Viele der Präpositionen können gleichzeitig mehrere dieser Verhältnisse abbilden. Dem Wortsinn der ersten Silbe "Prä" entsprechend stehen sie häufig "vor" einem weiteren Element, wie in "aufgrund der Tatsache". Die deutsche Sprache kennt jedoch ebenso nachgestellte Präpositionen, wie in der Wendung "der Tante zuliebe".
Typ |
Präposition Beispiele |
lokal (Wo? / Wohin?) |
an, hinter, in, neben, vor, über, unter, zu, ... |
temporal (Wann?) |
ab, bis, gegen, in, nach, seit, um, vor, während, ... |
modal (Wie?) |
außer, mit, ohne, gegen, ... |
kausal (Warum? / Weshalb?) |
aufgrund, dank, durch, gemäß, infolge, trotz, wegen, ... |
Präpositionen, die Genitiv verlangen |
anstelle, hinsichtlich, infolge, trotz, unweit, während, ... |
Präpositionen, die Dativ verlangen |
aus, außer, bei, mit, nach, nahe, samt, seit, von, ... |
Präpositionen, die Akkusativ verlangen |
bis, durch, für, gegen, ohne, um, wider, ... |
Präpositionen, die Dativ/Akkusativ verlangen |
an, auf, hinter, in, neben, über, unter, vor, ... |
Tipp: Hier findest du unsere komplette
Präpositionen Liste!
2.8 Konjunktion
Die Konjunktion, auch als "Bindewort" oder "Fügewort" bezeichnet, tritt als Verbindungselement auf. Sie reiht einzelne Wörter und Wortgruppen sowie Hauptsätze und Nebensätze aneinander und fügt sie sinngemäß zusammen.
nebenordnende Konjunktionen |
aber, außer, denn, doch, oder, sondern, und, ... |
unterordnende Konjunktionen |
aber, als, bevor, da, damit, dass, ob, weil, ... |
Tipp: Hier findest du unsere komplette
Konjunktionen Liste!
2.9 Interjektion
Zur Interjektion, auch als "Empfindungswort" oder "Ausrufewort" bezeichnet, zählen Wörter, Laute und Wortverbindungen, die eine Empfindung, eine Haltung oder eine anderweitige Äußerung zum Ausdruck bringen.
Aufforderungswörter |
ahoi, ey, hallo, hey, prost, pst, ... |
Gesprächswörter |
äh, aha, ähm, genau, hm, ja, okay, tja, ... |
Grußwörter |
hallo, hi, huhu, moin, tschüss, ... |
Inflektive |
ächz, grins, kotz, seufz, würg, ... |
Lock- und Scheuchlaute |
hüh, husch-husch, miez-miez, putt-putt, ... |
Nachahmungen |
hatschi, klirr, klong, peng, rums, ... |
Symptominterjektionen |
ach, aha, hoppla, huch, igitt, nanu, uups, ... |
Wörter aus anderen Wortarten |
Donnerwetter, man, Mensch, Mist, verdammt, ... |
Tipp: Hier findest du unsere komplette
Interjektionen Liste!
2.10 Numerale
Zu den Numeralien, auch als "Zahlwörter" bezeichnet, gehören Begriffe, die für eine bestimmte oder unbestimmte Anzahl, Menge oder für einen Rang stehen.
Kardinalzahlen |
eins, zwei, drei, ... |
Ordinalzahlen |
erste, zweite, dritte, ... |
Unbestimmte Zahlwörter |
allerlei, alles, einige, etwas, mehrere, viele, ... |
Wiederholungszahlwörter |
bestimmt: einmal, zweimal, dreimal, ... unbestimmt: manchmal, mehrmals, ... |
Vervielfältigungszahlwörter |
einfach, zweifach, dreifach, ... |
Gattungszahlwörter |
einerlei, zweierlei, dreierlei, ... |
Bruchzahlen |
achtel, drittel, halb, viertel, ... |
Tipp: Hier findest du unsere komplette
Numerale Liste!
3. Alternative Form: Die "Fünf-Wortarten-Lehre" nach Hans Glinz
Als Alternative zur traditionellen "Zehn-Wortarten-Lehre" verbreitete sich in der deutschen Grammatik ab den 1950er-Jahren die sogenannte "Fünf-Wortarten-Lehre" nach Glinz. Diese Ordnung geht auf den Schweizer Sprachwissenschaftler Hans Glinz, einen der Kritiker der Zehn-Wortarten-Lehre, zurück. Die von ihm erdachte Einteilung besteht aus...
- dem Verb
- dem Substantiv oder Nomen,
- dem Adjektiv,
- dem Artikel beziehungsweise Pronomen in der Funktion des Begleiters sowie eines Stellvertreters und
- dem sogenannten Partikel, welcher als Präposition, Interjektion, Adverb und als Konjunktion im Satzgefüge auftritt.
Innerhalb dieser "Fünf-Wortarten" teilt Glinz die Wörter jeweils nach "flektierbar" und "nicht flektierbar" ein. Das bedeutet, er unterscheidet sie danach, ob und wie sie sich im Satzgefüge verändern beziehungsweise anpassen. Zudem stellt er noch das Adjektiv als "steigerbar" dem "nicht steigerbaren" Pronomen gegenüber.
Hans Glinz wollte mit dieser Arbeit einen Gegenvorschlag zum nach seiner Meinung zu "abstrakten" Grammatiksystem der "Zehn-Wortarten-Lehre" schaffen. Sein Neuansatz setzte sich aber nie durch. Bis heute gilt die Zehn-Wortarten-Lehre als Standardform der deutschen Grammatik.
4. Klassifizierung: Worte und ihre systematische Gliederung nach Kriterien
Die einzelnen Wortarten lassen sich in folgende Kriterien unterteilen, die bei der Bestimmung von Wortarten meist miteinander kombiniert werden:
- Der semantische Gesichtspunkt erfasst sie nach ihrer Bedeutung. So gibt beispielsweise das Verb, auch "Tätigkeitswort" genannt, unter anderem eine Handlung wieder.
- Neben der semantischen Sichtweise kann die Klassifikation aus der sogenannten morphosyntaktischen Perspektive erfolgen. Der Ausdruck "Morphosyntax" setzt sich aus den Worten "Morphologie", also der "Formenlehre" und "Syntax", der "Lehre des Satzes" zusammen. Diese Perspektive steht in der Regel bei der Bestimmung von Wortarten im Vordergrund und fragt nach, wie Wörter sich verändern, ob sie flektierbar sind und wenn ja wie sie sich in deklinierbare und konjugierbare Wörter aufsplitten. Mehr dazu findet ihr hier.
- Ein drittes Kriterium, "syntaktisch" genannt, beleuchtet eher die grammatikalische Funktion (etwa Subjekt oder Objekt) des jeweiligen Wortes als Satzelement.
4.1 Die morphosyntaktische Perspektive als wichtigste Perspektive bei der Bestimmung von Wortarten
Nach morphosyntaktischen Gesichtspunkten betrachtet unterscheiden sich Wortarten bei der...
4.1.1 Der Begriff der "Konjugation" und seine Bedeutung
"Konjugation", auch als Beugung oder Abwandlung bezeichnet, meint in der Grammatik die Bildung unterschiedlicher Formen. Allerdings wird der Begriff nur im Zusammenhang mit einem Verb gebraucht. Es wird "konjugiert". Der optionale Name "Zeitwort", für das Verb, verdeutlicht bereits eine der Möglichkeiten, es zu beugen. Es gibt die verschiedenen Zeitformen eines Satzes wieder. Im Präsens heißt es etwa "sie geht", in der Vergangenheitsform, dem Präteritum "sie ging" und in der Zukunft (Futur I) "sie wird gehen". Daneben verändert sich ein Verb hinsichtlich der Person ("Ich gehe, du gehst"), des Numerus, also der Anzahl ("wir gehen, ihr geht"), des Modus (Konjunktiv beziehungsweise Imperativ) und des Genus, also ob etwas im "Aktiv" oder im "Passiv" abläuft.
4.1.2 Die "Deklination" – ihre Bedeutung und die Anwendung
"Deklinieren" bedeutet im grammatikalischen Sinn ebenfalls "beugen". Dabei verändern sich die Wörter in ihrem Fall, dem "Kasus", im Geschlecht, dem "Genus" und hinsichtlich der Zahl, auch als "Numerus" bezeichnet. Die "Deklination" legt die Grammatikregeln für diese Vorgänge fest. Dekliniert werden aus den einzelnen Wortarten vor allen Dingen Substantive, Artikel sowie Pronomen und Adjektive. Dadurch verändert sich etwa der Satzbestandteil "das rote Kleid" je nach Zusammenhang zu "die roten Kleider", "des roten Kleides" und "den roten Kleidern".
Die beiden Begriffe besitzen somit – je nach der Art des Wortes – eine ähnliche Aussage und Bedeutung.
4.1.3 Die einzelnen Wortarten – sind sie "flektierbar" oder nicht?
Der Begriff "Flektierbarkeit" meint allgemein die Veränderung der Form. Im Satzgefüge werden somit Wörter oder Wortgruppen grammatikalisch abhängig vom Fall (Kasus), der Anzahl (Numerus) und der Zeitform gebeugt, also in ihrer Gestalt angepasst. Neben den konjugierbaren Verben und den deklinierbaren Substantiven oder Pronomen existieren einige nicht "flektierbare" Wörter beziehungsweise Wortarten. Dazu zählen die Adverbien, fast alle Zahlwörter (eine Ausnahme bildet "eins"), die Präpositionen und die Konjunktionen. Sie liegen jeweils nur in einer Form vor. Nach der "Fünf-Wortarten-Lehre" von Hans Glinz sind somit die Partikel nicht flektierbar und bleiben unverändert.
5. Wortarten Tabelle
Welche Wortarten sind veränderlich (flektierbar) und welche sind unveränderlich (nicht flektierbar)? Die beiden folgenden Tabellen liefern Antworten anhand von Beispielen.
Veränderliche Wortarten |
Beispiele |
Nomen (Namenwort) |
der Hund, des Hundes, die Hunde, den Hunden usw. |
Verb (Tätigkeitswort) |
ich gehe, du gehst, er geht, wir sind gegangen usw. |
Adjektiv (Eigenschaftswort) |
das alte Auto, ein altes Auto, ältestes Auto usw. |
Artikel (Begleiter) |
der, des, den, dem, die, der, den, einem, eines, einen usw. |
Pronomen (Fürwort) |
er, ihn, ihm, euch, einer, einem, meine, meines, ihr, eurer usw. |
Numerale (Zahlwort) |
der dritte Platz, auf dem dritten Platz usw. |
Unveränderliche Wortarten |
Beispiele |
Adverb (Umstandswort) |
endlich, morgens, nicht, nochmal, unterwegs usw. |
Präposition (Verhältniswort) |
anstatt, aufgrund, bei, gegen, von, zugunsten usw. |
Konjunktion (Bindewort) |
dabei, dazu, doch, jedoch, zudem usw. |
Interjektion (Empfindungswort) |
aha, halleluja, hey, huhu, wow usw. |
6. Wortarten bestimmen: die unterschiedlichen Wortarten und ihre richtige Einordnung
Jede Wortart hat bestimmte Merkmale und Funktionen, die ihr eigen sind. Durch das Bestimmen der Wortart eines bestimmten Wortes kann man verstehen, wie es sich in einem Satz verhält, welche Rolle es spielt und wie es mit anderen Wörtern interagiert. Das Bestimmen von Wortarten ist aus mehreren Gründen wichtig:
- Grammatik: Das Bestimmen der Wortarten ermöglicht uns ein besseres Verständnis für die Struktur und Regeln einer Sprache und ist von elementarer Bedeutung beim Erlernen der Grammatik und beim Aufbau korrekter Sätze.
- Satzanalyse: Die Bestimmung der Wortarten ermöglicht es, die Funktionen von Wörtern innerhalb eines Satzes zu identifizieren. Man kann erkennen, welches Wort das Subjekt, das Verb, das Objekt usw. ist. Dies erleichtert das Verständnis der Satzstruktur.
- Satzumstellung: Durch das Erkennen der Wortarten kann man die Wortreihenfolge innerhalb eines Satzes verändern, um die Aussage oder den Fokus zu ändern, ohne die grammatischen Regeln zu verletzen.
- Stil und Ausdruck: Das Wissen um die verschiedenen Wortarten ermöglicht es, den Sprachstil zu variieren und Ausdrucksmöglichkeiten zu erweitern. Man kann bspw. bewusst Adjektive, Adverbien oder Verben verwenden, um eine bestimmte Atmosphäre oder Bildhaftigkeit zu erzeugen.
Übung: Ihr wollt euer Wissen testen? Dann nutzt die folgende Übung:
Wortarten bestimmen
6.1 Wortarten bestimmen anhand eines Beispielsatzes:
Konkrete Sätze verdeutlichen die Bestimmung der Wortarten eher als Theorie und Grammatikregeln. Folgende Textpassage veranschaulicht sie beispielhaft:
"Ach, sie trägt heute ihren grünen Mantel und geht spazieren. Der Spaziergang dauert schon zwei Stunden. Ihr Weg führt über blühende Wiesen".
6.1.1 Agenda: Farbeinteilung der Wortarten
Für ein besseres Verständnis des Beispielsatzes wurde für jede Wortart eine unterschiedliche Farbe ausgewählt:
- Nomen
- Verb
- Adjektiv
- Adverb
- Artikel
- Pronomen, Possessivpronomen
- Präposition
- Konjunktion
- Interjektion
- Numerale
6.1.2 Analyse: Wortartenbestimmung
Zunächst lassen sich jetzt die Worte "Mantel" ebenso wie "Spaziergang", "Stunden", "Weg" und "Wiesen" als Substantive (Nomen) leicht einordnen. Substantive werden durchweg großgeschrieben und stehen – wie in diesen konkreten Fällen – jeweils für eine Sache, für ein Lebewesen beziehungsweise etwas Abstraktes. Zudem können Nomen generell mit einem Artikel versehen werden. In unserem Beispiel betrifft dies "der" als einen (bestimmten) Artikel.
"Trägt", "geht spazieren", "dauert" und "führt" stammen als Verben (Zeitwörter) von den Handlungen beziehungsweise Tätigkeiten "tragen", "spazieren gehen", "dauern" sowie "führen". Anhand der aufgeführten Verben lässt sich die Zeitform Gegenwart (Präsens) erkennen.
Das Wort "Ihren" macht ein bestehendes Besitzverhältnis deutlich. Es fungiert hier als Possessivpronomen, also ein "besitzanzeigendes Fürwort".
"Sie" und "ihr" stehen für die Mantel tragende Spaziergängerin. Sie sind damit die Stellvertreter etwa eines Namens und in diesem Text gleichzeitig Pronomen. Das Wort "grün" beschreibt das Substantiv "Mantel" näher. Es stellt somit ein Adjektiv dar. Genauso verhält es sich mit den oben erwähnten "blühenden" Wiesen.
"Und" stellt eine Verbindung (Konjunktion) zwischen zwei einzelnen Satzteilen her. Das Adverb "heute" definiert den Zeitpunkt des Spaziergangs genauer. Als weiteres Adverb betont "schon", wie lange er bereits anhält. Das Zahlwort (Numerale) "zwei" lässt sich ebenfalls sicher und einfach bestimmen. Als Numerale werden Wörter bezeichnet, die einen Bezug zu Zahlen haben.
Das Wort "über" tritt in unserem Fallbeispiel als eine Präposition (Verhältniswort) auf. Es zeigt hier in der Funktion eines Verhältniswortes, wie der Weg des Spaziergangs verläuft und bezieht sich darauf.
Der erste Laut der Beispielsätze bildet den Schluss dieser Analyse und Untersuchung. Die Äußerung "ach" ist in diesem Zusammenhang eine Interjektion, ein sogenanntes "Empfindungs- und Ausrufewort".
Über den Autor
Silvan Maaß ist Diplom-Kommunikationswirt (dab) sowie Mitbegründer der Sprachnudel, wodurch er sich seit 20 Jahren beinahe täglich mit theoretischer und angewandter Linguistik beschäftigt. Die Lebendigkeit der Sprache hat es ihm besonders angetan. Daher interessiert er sich insbesondere für Okkasionalismen und Neologismen - zwei kreative Themenfelder der Linguistikforschung, die in unserer Gesellschaft relevanter denn je sind.