Abkürzungen

Wer genug von langen Wortkonstrukten hat, für den dürften Abkürzungen ein willkommenes Fressen sein.
Die meisten der hier verzeichneten Abkürzungen werden aber eher in geschriebener Form verwendet und gelten demnach als reine Schreiberleichterungen. Dazu zählen z. B. Chat-Abkürzungen im Internet oder Abkürzungen, die man in SMS oder E-Mails nutzt.
Eine Verwendungsvorschrift für Abkürzungen gibt es allerdings nicht. Wer seine Ausdrucksweise pimpen möchte, kann sie natürlich auch im normalen Sprachgebrauch einfließen lassen. Für Nichtkenner bleibt man dann unverstanden. Wer genau das möchte, für den gilt: Einfach in unsere umfangreiche Sammlung eintauchen!

1. Definition: Was ist eine Abkürzung?

Bei einer Abkürzung handelt es sich um die verkürzte Version (Kurzform) eines Wortes oder auch einer Wortgruppe, die ausschließlich in der Schriftsprache verwendet wird. Die Kurzform wird nicht gesprochen. Hierfür wird stets die Langform genutzt.

2. Bildung von Abkürzungen

Es gibt vier Möglichkeiten, um Abkürzungen zu bilden:

  1. Es wird nur der erste Buchstabe zur Abkürzung verwendet ("S." für "Seite").
  2. Es werden die ersten Buchstaben zur Abkürzung verwendet ("Dipl." für "Diplom").
  3. Es werden der erste und der letzte Buchstabe zur Abkürzung verwendet ("Dr." für "Doktor").
  4. Es werden mehrere - für ein Wort charakteristische Buchstaben - zur Abkürzung verwendet ("Ehzgt." für "Erzherzogtum").

Es ist demnach nicht unüblich, dass ein Wort mehrere Abkürzungen hat, die alle als korrekt gelten, wie man anhand des Wortes "Beispiel" (gebräuchliche Abkürzungen: Bsp. und Beisp.) sehen kann.

3. Wofür verwendet man Abkürzungen?

Die Intentionen hinter dem Gebrauch von Abkürzungen sind vielfältig. Sie reichen von dem einfachen Wunsch nach Platzersparnis über Leseerleichterung bis hin zur Codierung. Letzteres ist bspw. bei einem Arztbesuch sinnvoll, wenn der Patient dort bei der Kommunikation zwischen dem Arzt und seinen Arzthelfern nicht verfrüht verunsichert werden soll. Ansonsten sollte jedoch immer sichergestellt werden, dass sich sowohl der Sender als auch der Empfänger über die Bedeutung einer Abkürzung im Klaren sind. Gibt es diesbezüglich Bedenken, ist es ratsam, auf die Verwendung einer Kurzform zu verzichten und stattdessen deren Langform zu nutzen.

Fazit: Abkürzungen sind zeitsparend. Sie können aber auch, vor allem im privaten Austausch, unpersönlich wirken. Dennoch bereiten Kurzformen dem oft schon überstrapazierten Stimmorgan eine enorme Erleichterung. Oder wer greift etwa bei "Annegret Kramp-Karrenbauer" nicht gerne auf das simple "AKK" zurück?

4. Abgrenzungen

Abzugrenzen sind Abkürzungen von:

  1. Kurzwörtern
  2. Kürzel und Codes
  3. Durch Kürzung entstandene Kunstwörter

4.1 Kurzwörter

Kurzwörter lassen sich nach ihrer Art der Kürzung unterteilen. Es gibt drei verschiedene Kategorien:

  1. Unisegmental gekürzte Kurzwörter
  2. Multisegmental gekürzte Kurzwörter
  3. Partiell gekürzte Kurzwörter

4.1.1 Unisegmental gekürzte Kurzwörter

Unisegmental gekürzte Kurzwörter lassen sich sowohl von vorne als auch von hinten zusammenfassen oder mittig komprimieren. Es werden also einzelne Segmente eines Wortes gekürzt. Zu unterscheiden sind:

  1. Kopfwörter
  2. Endwörter
  3. Rumpfwörter
4.1.1.1 Kopfwörter

Kopfwörter bestehen aus dem Anfang ihrer Langform.

Beispiele: Demo (Demonstration), Info (Information) oder Zoo (Zoologischer Garten)

4.1.1.2 Endwörter

Endwörter bestehen aus dem Ende ihrer Langform.

Beispiele: Bine (Sabine), Bus (Omnibus) oder Cello (Violoncello)

4.1.1.3 Rumpfwörter

Rumpfwörter bestehen aus der Mitte ihrer Langform.

Beispiele: Basti (Sebastian) oder Lisa (Elisabeth)

4.1.2 Multisegmental gekürzte Kurzwörter

Multisegmental gekürzte Kurzwörter lassen sich an mehreren Segmenten eines Wortes kürzen, die nicht zusammenhängen. Hierzu zählt das Akronym mit all seinen Sonderformen.

4.1.2.1 Akronyme (Initialwörter)

Ein Akronym (abgeleitet vom griechischen Wort "akron" für "Spitze") - auch Buchstabenkurzwort genannt - ist ein aus den Anfangsbuchstaben (den Initialen) von Wörtern oder Wortgruppen gebildetes Kurzwort. Deswegen werden Akronyme häufig auch als Initialwörter bezeichnet.
Die meisten Akronyme bestehen aus drei Initialen. Zwei Initialen sind schon seltener. Vier oder mehr Initialen sehr selten.

Beispiele: MfG (Mit freundlichen Grüßen), UFO (unidentifiziertes fliegendes Objekt) oder ZDF (Zweites Deutsches Fernsehen)

4.1.2.1.1 Sonderformen der Akronyme

Es gibt einige Sonderformen der Akronyme, die wir im Folgenden aufzeigen.

  1. Silbenkurzwörter
  2. Mischkurzwörter
  3. Apronyme
  4. Backronyme
  5. Rekursive Akronyme
4.1.2.1.1.1 Silbenkurzwörter

Silbenkurzwörter oder Silbenwörter werden aus den Silben eines Wortes in seiner Langform zusammengesetzt. Allerdings werden die Silben hierbei nach ihrer Aussprechbarkeit geformt und nicht nach den Silbengrenzen der Langform. Daher müssen nicht unbedingt ganze Silben der Langform für das Silbenwort verwendet werden.

Beispiele: Kita (Kindertagesstätte), Kripo (Kriminalpolizei) oder Schiri (Schiedsrichter)

4.1.2.1.1.2 Mischkurzwörter

Kürzungen können auch als Mischformen auftreten. So bestehen Mischkurzwörter bzw. gemischte Kurzwörter aus einer Mischform von Initialwort und Silbenkurzwort. Hierbei können mehrere Anfangssegmente als Teile eines Kompositums (einer Zusammensetzung) oder einer Phrase zur Kurzwortbildung verwendet werden. Darüber hinaus ist die Kurzwortbildung auch aus Lauten bzw. Buchstaben aus der Mitte oder dem Ende möglich.

Beispiele: AStA (Allgemeiner Studentenausschuss), BaFöG (Bundesausbildungsförderungsgesetz) oder BamS (Bild am Sonntag)

4.1.2.1.1.3 Apronyme

Apronyme sind Wörter, die bereits im Wortschatz zu finden sind und als Sonderform des Akronyms eine andere Bedeutung als Kurzwort haben.

Beispiel: "Ajax" als Kurzwort für "Asynchronus JavaScript and XML" (ein Konzept der Datenübertragung im Internet) und die Bezeichnung einer bekannten Haushaltsreinigermarke.

4.1.2.1.1.4 Backronyme

Backronyme (zusammengesetzt aus dem Englischen "back" für "rückwärts" und "Akronym") sind Wörter, die bereits als Kurzwort existierten, bevor ihre Buchstaben als Initialbuchstaben interpretiert wurden.

Beispiel: SOS (Der Notruf stammt ursprünglich nicht von "save our souls" sondern war lediglich ein einfacher Morsecode.)

4.1.2.1.1.5 Rekursive Akronyme

Rekursive Akronyme sind Initialwörter, die in ihrer Bedeutung selbst enthalten sind.

Beispiel: VISA (Visa International Service Association)

4.1.3 Partiell gekürzte Kurzwörter

Partielle Kurzwörter entstehen in der Regel aus Determinativkomposita, deren erste Einheit auf einen oder mehrere Anfangsbuchstaben gekürzt wird. Die zweite Einheit bleibt bestehen.

Beispiele: O-Ton (Originalton), U-Bahn (Untergrundbahn) oder UV-Strahlung (Ultraviolettstrahlung)

4.2 Kürzel und Codes

Ein Kürzel oder Code ist eine festgelegte Buchstabenfolge. Sie dient der Kennzeichnung und kommt in diversen Bereichen zum Einsatz.

Beispiele: Elementsymbole in der Chemie ("Na" für Natrium), Ländercodes ("DE" oder "DEU" für Deutschland) oder Währungskürzel ("EUR" für Euro)

4.3 Durch Kürzung entstandene Kunstwörter

Ein Kunstwort ist ein Wort, das nicht durch die natürliche Wortbildung einer Sprache gebildet wurde und auch nicht aus einer anderen Sprache entlehnt wurde. Ein Kunstwort hat vorher nie mit gleicher Bedeutung existiert. Häufig werden Kunstwörter nach einer gewissen Zeit in den Wortschatz aufgenommen. Die durch Kürzung entstandenen Kunstwörter müssen ebenfalls von den Abkürzungen abgegrenzt werden.

Beispiele: Bollywood (aus "Bombay" und "Hollywood"), Jeggings (aus "Jeans" und "Leggings") oder Podcast (aus "iPod" und "Broadcast")

5. Was ist der Unterschied zwischen einer Abkürzung und seinen Abgrenzungen?

Abkürzungen werden ausschließlich als Langform ausgesprochen. Kurzwörter sowie durch Kürzung entstandene Kunstwörter haben eine eigene Lautung. Dies trifft auch auf zahlreiche Kürzel und Codes zu (Maßeinheiten, Währungskürzel usw.). Zudem verfügen Abkürzungen in der Regel über einen Abkürzungspunkt. Die Abgrenzungen dagegen nicht.

Beispiel für eine Abkürzung: Prof. (Professor)

Beispiel für ein Kurzwort: Lkw (Lastkraftwagen)

Beispiel für ein Kürzel: CHF (Schweizer Franken)

Beispiel für ein durch Kürzung entstandenes Kunstwort: IKEA (aus: Ingvar Kamprad aus Elmtaryd bei Agunnaryd)

6. Wie sind Abkürzungen entstanden?

Die Abkürzung ist keinesfalls ein rein modernes Phänomen: Bereits antike Schriftstücke wiesen einen hohen Gehalt an Verkürzungen auf. Im Mittelalter, obwohl größtenteils auf Latein geschrieben wurde, entstanden Abkürzungen oft per Zufall: So führte beispielsweise die Verschmelzung von e und t von lateinisch "et" (deutsch: "und") zu dem heute noch verwendeten "&" für "und". Die Erfindung des Buchdrucks machte einen übermäßigen Gebrauch an Abkürzungen zunächst obsolet; in der Moderne erlebten Kürzel dagegen einen wahren Boom: So stammt das vielgebrauchte "OK" bereits aus dem 19. Jahrhundert. Es bedeutet "all correct" und war eine Art Trendwort, weil es damals Mode war, Wörter gemäß ihrer Aussprache falsch zu schreiben und daraus eine Abkürzung zu bilden. Mit dem Aufkommen der Bürokratie und großer Verwaltungsapparate nahm die Neigung zu Verkürzungen wieder stark zu. Vor allem Firmen setzten auf einschlägige Kürzel: Aus dem Unternehmen von Hans Riegel in Bonn wurde "Haribo", aus jenem von Adolf "Adi" Dassler "Adidas". Auch Spionage- oder Geheimorganisationen im Kalten Krieg verwendeten bevorzugt Abkürzungen, die sich nicht so leicht entschlüsseln ließen.
Spätestens mit dem Einsetzen der globalisierten Vernetzung über das Internet kamen englische Kürzel in Mode, im professionelleren Bereich etwa "FAQ" ("Frequently Asked Questions" = "Häufig gestellte Fragen", im Privaten zum Beispiel "YOLO" ("You Only Live Once" = "Man lebt nur einmal", die moderne Version des "Carpe Diem"). Heute sind viele Abkürzungen aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken und man ist sich in vielen Fällen gar nicht im Klaren darüber, dass es sich bei einem Wort nicht um das Ursprungswort handelt, wie etwa bei "Hanuta" aus "Haselnusstafel" oder "Radar" aus "Radio Detection and Ranging".

7. Schreibregeln - Korrektheit und Variationen bei Abkürzungen

Obwohl die meisten Abkürzungen ehemals einer spontan-pragmatischen Eingebung entsprungen sind, gibt es auch hier diverse Regeln und Konventionen der Rechtschreibung. Grundsätzlich unterscheidet man Abkürzungen danach, ob sie Punkte oder Leerzeichen enthalten. Im Wesentlichen gilt: Wird eine Abkürzung durch die Aneinanderreihung ihrer einzelnen Buchstaben verbalisiert, erfolgt die Schreibung ohne Punkt und Leerzeichen, zum Beispiel bei GmbH oder USA.

  • Punkte kommen immer dann zum Einsatz, wenn das Wort nicht analog zu seiner Schreibweise ausgesprochen werden kann, beispielsweise bei "d. h." ("das heißt") oder "Prof." ("Professor"). Wenn du eine Abkürzung verwendest, an deren Ende ein Punkt ist, und die Abkürzung zudem das letzte Wort des Satzes ist, musst du keinen zweiten Punkt zur Kennzeichnung des Satzendes setzen.
  • Was Leerzeichen betrifft: Besteht die Abkürzung aus mehreren Wörtern, stehen zwischen den einzelnen Buchstaben schmale Leerzeichen. Eine der wenigen Ausnahmen bildet hierbei "usw." für "und so weiter", das ohne Leerzeichen auskommt.
  • Bezüglich der Groß- und Kleinschreibung lässt sich festhalten: So wie das ausgeschriebene Wort im Satz steht, wird es auch in der Abkürzung verwendet, zum Beispiel bei "a. D." für "außer Dienst" und "u. U." für "unter Umständen".
  • Ein weiteres Feld, das mitunter Schwierigkeiten bereiten kann, ist der Plural. Genügt es, an die Mehrzahl einer Abkürzung ein simples "s" zu hängen, oder gestaltet sich das Reglement hier doch komplizierter? Gemeinhin gilt: Handelt es sich um eine männliche Abkürzung, kann, aber muss kein "s" am Ende stehen. So sind etwa für den Plural von "LKW" sowohl "die LKW" als auch "die LKWs" zulässig. Bei einem weiblichen Genus gilt dasselbe, allerdings nur, wenn Singular und Plural der Abkürzung noch klar unterschieden werden können: Bei der Mehrzahl der "TH" ("Technische Hochschule") muss folglich zur besseren Differenzierung ein "s" an den Plural zu "die THs" angehängt werden.

8. Abkürzungen Deutsch

Im Folgenden findet ihr knapp 5.000 deutsche Abkürzungen. Eine Ausnahme bilden die Chat Abkürzungen. Hierunter befinden sich auch einige englische Abkürzungen.

8.1 Bekannte Abkürzungen Beispiele

Hier könnt ihr einige der wichtigsten Abkürzungen in der deutschen Sprache nachlesen.

8.2 Spezifische Abkürzungen

8.2.1 Chat Abkürzungen

Das Chatten ist heutzutage fester Bestandteil der digitalen Kommunikation und unzähliger Menschen. Mittlerweile hat sich sogar eine eigene Chatsprache entwickelt, zu der auch zahlreiche Abkürzungen gehören.

8.3 Allgemeine Abkürzungen Liste

Über den Autor
Silvan Maaß ist Diplom-Kommunikationswirt (dab) sowie Mitbegründer der Sprachnudel, wodurch er sich seit über 17 Jahren beinahe täglich mit angewandter Linguistik und Wortschatzentwicklung beschäftigt. Die Lebendigkeit der Sprache hat es ihm besonders angetan. Daher interessiert er sich insbesondere für Themenfelder der Linguistikforschung wie bspw. Okkasionalismen und Neologismen.