Autor: Silvan Maaß
Im Wörterbuch:
Soldatensprache, Militärsprache, soldatensprachlich
Soldatensprache rsp. Militärsprache ist die inoffizielle Sprache bzw. der Jargon, der unter Soldaten gesprochen wird. Im Bereich der Bundeswehr ist auch von Soldatendeutsch die Rede.
Die militärische Fachsprache ist die offizielle Sprache, die auf allen Ebenen beim Militär im Rahmen der dienstlichen Verständigung gesprochen wird.
1. Bedeutung der Soldatensprache
- Inoffizielle Verwendung: Die Soldatensprache hat nichts mit der offiziellen Gefechtssprache oder der Kommandosprache rsp. der militärischen Fachsprache zu tun. Sie dient lediglich dem Austausch der Soldaten untereinander, um den Dienstalltag zu meistern.
- Tradition und Identität: Die Soldatensprache ist ein Teil der militärischen Kultur und Identität. Sie spielt eine wichtige Rolle bei der Identifikation der Soldaten mit dem Militär und schaff ein Zugehörigkeitsgefühl.
- Teamgefühl und Gruppenzugehörigkeit: Die Verwendung der Soldatensprache fördert ein Gefühl der Zusammengehörigkeit und des Teamgeistes zwischen den Soldaten. Die gemeinsame Sprache und das Verständnis der Begriffe schaffen eine Verbindung zwischen den Soldaten und stärken das Vertrauen untereinander.
2. Bedeutung der militärischen Fachsprache
- Offizielle Verwendung: Die militärische Fachsprache ist die offizielle Sprache des Militärs.
- Effektive Kommunikation: In einer militärischen Umgebung ist es von entscheidender Bedeutung, dass Informationen schnell und effektiv übermittelt werden. Die militärische Fachsprache ermöglicht es Soldaten, komplexe Informationen in kurzer Zeit zu kommunizieren, was für den Erfolg von militärischen Missionen und Operationen unerlässlich ist.
- Sicherheit: Da die militärische Fachsprache oft Codewörter und Geheimsprachen verwendet, ermöglicht sie den Soldaten, vertrauliche Informationen sicher zu übermitteln. Dies ist insbesondere in Kriegsgebieten von großer Bedeutung, in denen feindliche Kräfte versuchen können, die Kommunikation zu stören oder abzufangen.
3. Merkmale der Soldatensprache
- Neue Wörter: Die Soldatensprache schafft häufig Neologismen oder setzt bestehende Worte in neue Kontexte.
- Vulgäre Umgangssprache: Die Soldatensprache bedient sich gerne der Vulgärsprache und der Umgangssprache.
- Witz und Humor: Die Soldatensprache nimmt es nicht all zu ernst. Viele Wortkreationen verursachen beim Höhrer ein Schmunzeln.
4. Merkmale der militärischen Fachsprache
- Abkürzungen und Akronymen: Soldaten verwenden häufig Abkürzungen und Akronymen, um komplexe Informationen schnell und effektiv zu kommunizieren. Diese sind häufig länderspezifisch oder unterscheiden sich je nach Teilstreitkraft.
- Codewörter und Geheimsprachen: In einigen Fällen verwenden Soldaten Codewörter oder Geheimsprachen, um vertrauliche Informationen sicher zu kommunizieren.
- Präzision und Kürze: Die militärische Fachsprache ist sehr präzise und kurz, da sie so viele Informationen wie möglich in möglichst kurzer Zeit transportieren soll. Daher sind die Sätze und Begriffe oft sehr knapp und auf den Punkt gebracht.
- Emotionale Zurückhaltung: Die militärische Fachsprache bietet wenig Raum für Emotionen oder persönliche Aussagen. Im Mittelpunkt steht die schnelle und effektive Übermittlung von Informationen, ohne dabei persönliche Meinungen oder Gefühle einzubeziehen.
5. Ursprung und Geschichte der Soldatensprache und der militärischen Fachsprache
Die Soldatensprache hat eine lange Geschichte, die bis in die Antike zurückreicht. Bereits im Römischen Reich verwendeten die Soldaten eine umfangreiche Sprache aus lateinischen Begriffen für militärische Ausrüstungen und Taktiken.
Im Laufe der Geschichte hat sich die Soldatensprache stets weiterentwickelt, um den Anforderungen der jeweiligen militärischen Notwendigkeiten gerecht zu werden. Dabei rückten auch Verschlüsselungsmethoden zur Verschleierung der Sprache mehr und mehr in den Fokus des Militärs. Während des Ersten Weltkriegs wurde zum Beispiel der Morsecode verwendet, um Nachrichten zwischen den Frontlinien zu übermitteln. Im Zweiten Weltkrieg wurden spezifische Codewörter und Geheimsprachen entwickelt, um vertrauliche Informationen zu schützen und zu sichern. So erschufen die Alliierten bspw. den "Navajo-Code", eine Verschlüsselungsmethode, die militärische Anweisungen in die Sprache der Navajo-Indianer übersetzte.
In den 1930er Jahren, also zur Zeit des Nationalsozialismus, war neben der Soldatensprache zum ersten Mal von der sogenannten Kommissprache die Rede. Hiermit war die mit Humor und Kraftworten gewürzte Sprache der Unteroffiziere und der Soldaten untereinander gemeint, die den Gegenpol zu der herrschenden Disziplin und Strenge im Dienstalltag darstellte.
Im Laufe der Jahre wurde aus der "Kommissprache" das, was wir heute unter der Soldatensprache verstehen und die einstige Soldatensprache wandelte sich zur militärischen Fachsprache.
6. Lexikon
Da sich Rekruten beim Antritt zum Wehrdienst auf ein komplett neues Leben gefasst machen dürfen, das auch sprachlich einige Veränderungen mit sich bringt, möchten wir ihnen den Einstieg an dieser Stelle schon vorab etwas erleichtern. Aber auch Außenstehende sind herzlich zu einer Reise in eine andere Welt eingeladen. Ein buntes Sammelsurium mysteriöser Begrifflichkeiten wartet darauf, entdeckt zu werden.
6.1 Dienstgrade bei der Bundeswehr
Wer seine Dienstzeit bei der Bundeswehr beginnt, der startet als Rekrut. Als Rekrut gilt man solange, bis man die dreimonatige Grundausbildung durchlaufen hat. Danach wird man Gefreiter.
Die folgende Liste zeigt alle Dienstgrade der Bundeswehr aufsteigend vom niedrigsten bis zum höchsten Dienstgrad.
- Mannschaften
- Unteroffiziere ohne Portepee
- Unteroffiziere mit Portepee
- Leutnante
- Hauptleute
- Stabsoffiziere
- Generale
6.2 Liste mit Begriffen der Soldatensprache
6.3 Soldatensprachliche Begriffe
6.4 Militärische Fachsprache
Über den Autor
Silvan Maaß ist Diplom-Kommunikationswirt (dab) sowie Mitbegründer der Sprachnudel, wodurch er sich seit 20 Jahren beinahe täglich mit theoretischer und angewandter Linguistik beschäftigt. Die Lebendigkeit der Sprache hat es ihm besonders angetan. Daher interessiert er sich insbesondere für Okkasionalismen und Neologismen - zwei kreative Themenfelder der Linguistikforschung, die in unserer Gesellschaft relevanter denn je sind.