Eine Überschiebung (engl.: thrust fault) ist in der Geologie eine tektonische Störung, bei der die Hangendscholle eine Aufwärtsbewegung vollzieht. Dabei tritt kein oder nur geringer Seitenversatz auf (Ramsay & Huber, 1988; S. 521). Im Bergbau wird sie auch als Wechsel bezeichnet. Im Gegensatz zu einer Aufschiebung fällt die Störungsfläche einer Überschiebung mit weniger als 45° ein. Möbus (1989) stellt fest, dass der Überschiebungsbetrag umso größer ist, je geringer der Fallwinkel ist. Die Bildungsmechanismen bei Auf- und Überschiebungen sind ähnlich, jedoch verlaufen Überschiebungen wegen des geringen Neigungswinkels zumeist innerhalb eines Gesteinskörpers, während bei Aufschiebungen mehrere Gesteinspakete durchschlagen werden. Grundsätzlich sind sowohl Auf- als auch Überschiebungen das Ergebnis von Einengungs- oder Kompressionstektonik. Überschiebungen in Orogenen und deren Vorland bringen oft ältere Gesteinspakete über jüngere. Ramsey & Huber (1988; S. 521) bezeichnen Überschiebungen als Tektonische Decken, wenn sie einen Versatz von 10 km oder mehr aufweisen, wobei die Deckeneinheiten von ihrem Herkunftsgebiet „abgerissen“ sein können („wurzellose Decken“).
In Falten-und-Überschiebungsgürteln von Orogenen bilden sich nicht selten treppenartige Überschiebungsgeometrien aus, die mit der Entstehung sogenannter Fault-Bend-Falten (wörtl. „Störungsbiegefalten“) einhergehen. Die söhlig liegenden, parallel zu und zwischen zwei Schichtpaketen verlaufenden Abschnitte einer solchen Überschiebung werden Flachbahn, die flach einfallenden Abschnitte mit vertikalem Schichtversatz werden Rampe genannt.