Ein Hutewald, auch Hudewald oder Hutung (früher Huth) genannt, ist ein vormaliger (Ur-)Wald, der auch oder ausschließlich als Weide zur Viehhaltung genutzt wird – anstelle der aufwendigen Rodung und Anlage von Grünland. Bei dieser auch als Waldweide bezeichneten Form der Nutzung wird das Vieh in den Wald getrieben, um dort sein Futter zu suchen. Besonders nahrhaft sind dabei Eicheln und Bucheckern sowie Blätter und Zweige junger Bäume. Dieser Verbiss reduziert je nach Anzahl der Weidetiere den Jungwuchs der Bäume und verschafft den fruchttragenden großen Bäumen mehr Licht. Durch diese vorwiegende historische Waldnutzung, die vom Beginn der europäischen Jungsteinzeit bis über das Mittelalter hinaus üblich war, entstanden im Laufe der Zeit lichte bis fast offene, parkartige Wälder bis hin zu baumbestandenen Weiden, die früher zusammenfassend als Hutweide bezeichnet wurden. Hutewald und Hutweide sind demnach alte Kulturlandschaften und keine Naturlandschaften, wie etwa der Name des bekannten ehemaligen Hutewaldes „Urwald Sababurg“ in Hessen vermuten ließe.
Entscheidend für die Entstehung eines Hutewaldes ist der Viehbesatz. Man geht heute von 16 bis 30 Großvieheinheiten auf 100 ha Fläche aus, das entspricht 16 bis 30 ausgewachsenen Rindern oder rund 100 bis 200 Schweinen. Wird ein Laubwald in dieser Größenordnung während der Vegetationsperiode dauerhaft in extensiver Form beweidet, entstehen lichte bis fast offene Wälder.In trocken-wärmeren Vegetationszonen (Baum- oder Strauchsavanne (Feucht- bzw. Trockensavanne), mediterraner Buschwald), in denen sich die Bewaldung auch natürlich weniger dicht und auch hoch entwickelt, entstanden und entstehen zum Teil bis heute unter ähnlichen Bewirtschaftungsweisen den Hutewäldern ähnliche Weidewälder und Baumwiesen, wo die Bäume auch noch die Funktion von Schattenspendern übernehmen können.
In West- und Mitteleuropa nahm die Waldweide wie die anderen dort traditionellen Waldnutzungsformen mit der industriellen Revolution ab; sie wurde weitgehend von der modernen geregelten Forstwirtschaft verdrängt. Die wenigen in Mitteleuropa noch erhaltenen Hutewälder bzw. Hutewaldreste und -zeugen stehen heute meist unter Naturschutz. Laut der Roten Liste der gefährdeten Biotoptypen Deutschland sind Hutewälder hierzulande von „vollständiger Vernichtung bedroht“.Nach der Megaherbivorenhypothese glichen einige Bereiche der Wälder Europas nach der Eiszeit und vor der (verstärkten) menschlichen Nutzung Hutewäldern. Die Überlegung geht davon aus, dass insbesondere Wälder in Ebenen, auf sandigen Böden und in Flussnähe zu dieser Zeit von großen Wildtieren wie Auerochsen, Wisenten, Elchen oder Wildpferden beweidet wurden. Zumindest auf diesen Standorten gleicht der Hutewald vermutlich eher der Naturlandschaft.