Etymologie
Bedeutung (Definition)
Was bedeutet "Papiertiger"?
Hauptbedeutung
- [1] Nation, Institution, Person oder Sache, die nur dem Anschein nach gefährlich oder machtvoll wirkt, dabei aber ganz schwach, harmlos oder unbedeutend ist
- [2] Person, die vieles zusichert und wenig hält; Person, die prahlt, in der Praxis jedoch versagt; Person, die gern und viel redet
- [3] Furcht erregende, jedoch militärisch bedeutungslose Waffe
- [4] sich in der Praxis als fruchtlos erweisende Maßnahme
- [5] nur scheinbar eine große, starke Wirkung erzielende Behauptung; etwas, das dreist und bewusst einen falschen Eindruck entstehen lässt beziehungsweise zu einer falschen Annahme verleitet
- [6] vorgeblich zu Angriffen entschlossenes Volk
- [7] in einem oder mehreren bestimmten Lehrfächern für den Schulunterricht ausgebildeter Lehrer
- [8] an einer Hochschule unterrichtender Lehrer
- [9] seinen Dienst in der Schreibstube ableistender Soldat
- [10] dem Ruf nach überragende Sportmannschaft, die diesem Ruf jedoch nicht gerecht wird
Nebenbedeutung
[1] Ein "Papiertiger" ist ein extrem überladendes Vertragswerk oder ein Gesetzentwurf, dem jegliche Substanz fehlt.
Wortherkunft & Verweise
- [1] Es handelt sich um eine Entlehnung des englischen Wortes paper tiger (1)(2)(3), das seinerseits eine Lehnübersetzung des chinesischen Ausdrucks 紙老虎 (zhǐlǎohǔ) ist(1)(2)(3). Der Ausdruck wiederum ist ein Kompositum aus 纸 (zhǐ) "Papier" und 老虎 (lǎohǔ) "Tiger".(1)(2)
- Der [vormalige] chinesische Politiker und Vorsitzende der Kommunistischen Partei Chinas Mao Tse-tung erklärte 1946 in einem Interview der amerikanischen Korrespondentin Anna Louise Strong gegenüber(3)(4):
- "一切反动派都是纸老虎。看起来,反动派的样子是可怕的,但是实际上并没有什么了不起的力量。”(5)
- (ISO 7098:1991: Yīqiè fǎndòngpài dōu shì zhǐlǎohǔ. Kàn qǐlái, fǎndòngpài de yàngzi shì kěpà de, dànshì shíjì shang bìng méiyǒu shé me liǎobùqǐ de lìliàng.)
- "All reactionaries are paper tigers. In appearance, the reactionaries are terrifying, but in reality they are not so powerful.”(6)
- "Alle Reaktionäre sind Papiertiger. Sieht man sie sich an, scheinen sie schrecklich zu sein, aber in Wirklichkeit haben sie keineswegs besondere Kräfte."(3)(4)
- Mao gebrauchte diesen Ausdruck später noch öfter, und er wurde bald als Bezeichnung für eine nur dem Schein nach starke, gefährliche Person, Macht oder Sache allgemein gebräuchlich.(3)(4) Es handelt sich jedoch nicht um eine Wortschöpfung Maos, sondern um einen geläufigen chinesischen Ausdruck. Bereits in seinem 1836 veröffentlichtem Buch über die Chinesen bemerkte der Brite und spätere zweite Gouverneur von Hongkong John Francis Davis: "Some of the ordinary expressions of the Chinese are pointed and sarcastic enough. A blustering, harmless fellow they call "a paper tiger.’”(5)
- [2] Diese umgangssprachliche Bedeutungserweiterung ist nach 1950 bekannt geworden.(6)(7)
- [3, 6] Diese Bedeutungen sind seit 1960 bezeugt.(6)(7)
- [4, 5] Ab 1965 sind diese Bedeutungen bezeugt.(6)(7)
- [7, 8] Diese Bedeutungen sind von dem Jargon der Halbwüchsigen in die breitere Umgangssprache eingegangen und dort seit 1960 bezeugt.(6) Die Übertragung fußt darauf, dass die Person als reiner Theoretiker ohne Bezug zur Praxis gilt.(6)
- [9] Diese Bedeutung ist vom Bundessoldatendeutsch in die breitere Umgangssprache eingegangen und dort seit 1965 bezeugt.(6)
- [10] Diese Bedeutung ist seit 1970 bezeugt.(6)
- Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Deutsches Universalwörterbuch. 6. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-05506-7 , Seite 1254.
- Duden online "Papiertiger"
- Broder Carstensen (Begr.); Ulrich Busse, unter Mitarbeit von Regina Schmude: Anglizismen-Wörterbuch. Der Einfluß des Englischen auf den deutschen Wortschatz nach 1945. Band 1: A–E, Walter de Gruyter, Berlin/New York 2001, ISBN 3-11-017169-4 , Seite 1029.
- Werner Scholze-Stubenrecht et al.: Duden, Zitate und Aussprüche. Herkunft und aktueller Gebrauch. 7 500 Zitate, Aussprüche, Bonmots, Sentenzen und Aphorismen - von der klassischen Antike bis zur modernen Werbesprache, von der Bibel bis zum Fernsehfilm. In: Der Duden in 12 Bänden. Nach den Regeln der neuen deutschen Rechtschreibung überarbeiteter Nachdruck der 1. Auflage. Band 12, Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 1997, ISBN 3-411-04121-8, DNB 950682950 , Seite 354–355.
- Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das große Buch der Zitate und Redewendungen. 2. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-71802-3 , Seite 613.
- 张建映, 张跃滨, 张春山 (Herausgeber): 中国的马克思主义读本. 清华大学出版社, 北京 2006, ISBN 978-7-302-12583-9, Seite 69 (Zitiert nach Google Books) .
- Mao Zedong: Talk with the American Correspondent Anna Louise Strong. [August 1946]. In: Selected Works of Mao Tse-tung. Volume IV, Foreign Language Press, Beijing (distributed throughout the world by Pergamon Press, Oxford/New York/Toronto/Sidney/Paris/Frankfurt) 1961, Seite 100 (Zitiert nach Google Books) .
- John Francis Davis: The Chinese: A General Description of the Empire of China and Its Inhabitants. In two Volumes. Vol. Ⅱ. Illustrated with Wood-Cuts, Charles Knight & Co., London 1836, Seite 163 (Zitiert nach Google Books) .
- Heinz Küpper: Illustriertes Lexikon der deutschen Umgangssprache in 8 Bänden. 6. Band Nase–Saras, Klett, Stuttgart 1984, ISBN 3-12-570160-0, DNB 840876025 , Seite 2100.
- Heinz Küpper: Wörterbuch der deutschen Umgangssprache. In: Digitale Bibliothek. 1. Auflage. 36, Directmedia Publishing, Berlin 2006, ISBN 3-89853-436-7 , Stichwort »Papiertiger«.
Lehnwort
"Papiertiger" ist ein
Sinismus und Anglizismus.
Orthographie
Normgerechte Schreibung
Silben und Silbentrennung
- Anzahl der Silben: 4
- Silbentrennung: Pa | pier | ti | ger, Plural: Pa | pier | ti | ger
Phonologie
Aussprache
Nach dem IPA (Internationales Phonetisches Alphabet): paˈpiːɐ̯ˌtiːɡɐ
Grammatik
Wortart
Genus
Maskulinum (männlich, Artikel: der)
Numerus & Kasus
Deklination / Einzahl & Mehrzahl von "Papiertiger":
Nominativ Singular |
der Papiertiger |
Nominativ Plural |
die Papiertiger |
Genitiv Singular |
des Papiertigers |
Genitiv Plural |
der Papiertiger |
Dativ Singular |
dem Papiertiger |
Dativ Plural |
den Papiertigern |
Akkusativ Singular |
den Papiertiger |
Akkusativ Plural |
die Papiertiger |
Sprache
Sprachgebrauch
Quantitative Linguistik
Die Quantitative Linguistik ist die Statistik der Sprachwissenschaft.
Grundwortschatz
"Papiertiger" gehört
nicht
zum deutschen Grundwortschatz.
Länge nach Buchstaben
"Papiertiger" umfasst 11 Buchstaben.
Buchstabenhäufigkeit
E |
2-mal |
→ |
17,22% |
(sehr häufig) |
|
I |
2-mal |
→ |
7,66% |
(mäßig häufig) |
|
R |
2-mal |
→ |
7,01% |
(mäßig häufig) |
|
T |
1-mal |
→ |
6,03% |
(mäßig häufig) |
|
A |
1-mal |
→ |
5,67% |
(mäßig häufig) |
|
G |
1-mal |
→ |
3,29% |
(gelegentlich) |
|
P |
2-mal |
→ |
0,72% |
(selten) |
|
Konsonanten und Vokale
"Papiertiger"
enthält 5 Vokale und 6 Konsonanten
Rang nach Worthäufigkeit
Der Eintrag "Papiertiger" belegt Position 43586 in unserer Rangliste der Häufigkeitsverteilung.
Beispiele
Beispielsätze
-
Ne, oder? Der Papiertiger hier hat satte 87 Seiten. Unglaublich...
Semantik
Assoziation
Nimmst du "Papiertiger" eher als positiv oder negativ wahr?
Polysemie
"Papiertiger" ist ein Polysem, weil es mehrere Bedeutungen hat.
Synonyme
Anderes Wort für "Papiertiger":
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Buchstabenspiele
Scrabble
- Buchstabenwert für "Papiertiger": 18
- Die Berechnung basiert auf:
∑ aus 2 × P(4) = 8, A(1), 2 × I(1) = 2, 2 × E(1) = 2, 2 × R(1) = 2, T(1), G(2)
Insgesamt ergibt das 18 Punkte.
- Tipp: ❯ Wortfinder für Scrabble nutzen!
Wortlisten
"Papiertiger" ist in folgenden Wortlisten zu finden:
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