Pioniergruß

Nr. 1 (ID 7217) von anonym am 30.08.2024

Zur Zeit der DDR kannte ich die Bedeutung überhaupt nicht und an unserer Schule war der Pioniergruss deshalb auch nicht sehr beliebt, weil niemand eine Erklärung dafür hatte, nicht einmal die Pionierleiter. Erst 15 Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung bekam ich eine mögliche Erklärung für dessen Bedeutung, von einer alten Dame, einer Patientin, die ich betreute, einer Augenzeugin aus Franzburg. Wir kamen im Gespräch irgendwie auf Karl Krull, der im Negaster Wald ein Ferienlager der ROTEN FALKEN betreute. Zum Schutze Hitlers, der auf seinen Weg nach Stralsund war, wurden Polizeikräfte nach Negast geschickt, man befürchtete einen Überfall der Kommunisten auf Adolf Hitler wenn er durch Negast fuhr. Krull war Sozialdemokrat und zum Schutz des Lagers traf aus Stralsund Verstärkung ein. Offiziell machte die Runde, dass Kommunisten sich versammelt hätten um Hitler zu überfallen. Die Ereignisse im einzelnen, im Negaster Wald werden unterschiedlich dargestellt. Es folgen Verhaftungen und die angeblichen Kommunisten mussten zu Fuß nach Stralsund marschieren mit den Händen auf den Kopf, aber nicht flach, wie bei sonstigen Gefangenen sondern Handfläche an Handfläche wobei die Fingerspitzen dann nach hinten zeigten. Heisst, der Pioniergruss war eine vereinfachte Version dieser unbequemen Haltung und symbolisiert Verbundenheit mit den Kommunisten, man bekannte sich sozusagen als Pionier zum Kommunismus. Die alte Dame berichtete, dass die Kommunisten immer in dieser Haltung verhaftet wurden, andere nicht, man machte mit dieser Haltung für alle sichtbar, dass Kommunisten verhaftet wurden. Für mich war diese Erklärung einleuchtend und vielleicht ist dass ja wirklich die ursprüngliche Bedeutung.