zocken
• Kategorie: Hebraismen, Jiddismen
Orthographie
Normgerechte Schreibung
- zocken
Silben und Silbentrennung
- Anzahl der Silben: 2
- Silbentrennung: zo | cken, Präteritum zock | te, Partizip II ge | zockt
Häufige Rechtschreibfehler
- zoken
Etymologie
Bedeutung (Definition)
Was bedeutet "zocken"?
Hauptbedeutung
- sondersprachlich (Gaunersprache: Rotwelsch), umgangssprachlich:
- [1] Glücksspiele machen; um Geld spielen
- [2] riskante Börsengeschäfte betreiben
- [3] übertragen: hartnäckig, kleinlich (um etwas) handeln, verhandeln
- [4] (vor allem bei Glücksspielen) risikofreudig agieren
- Jargon (vor allem der Computerspieler):
- [5] (ein Spiel, vor allem ein Computer- oder Konsolenspiel) spielen
- [6] südhessisch: (ein Spiel, vor allem ein Kartenspiel) spielen
- [7] schlesisch: für etwas den Gegenwert in Geld zahlen; (Geld oder dergleichen) als Gegenleistung geben
- [8] Essen kindersprachlich: Fußball spielen
Nebenbedeutung
[1] Zocken bedeutet spielen. Es ist dabei egal, ob man ein Videospiel spielt, am Spielautomaten sitzt oder Karten mit jemandem zockt. Zocken heißt aber auch stehlen. Und wenn vom Abzocken die Rede ist, geht es darum, einen anderen über den Tisch zu ziehen und sich auf seine Kosten Vorteile zu verschaffen. Gelegentlich benutzt man zocken auch synonym zu sich betrinken.
Wortherkunft & Verweise
- Bei dem Wort handelt es sich um eine seit dem 19. Jahrhundert(1) über das Rotwelsche(1)(2) (des 19. Jahrhunderts(2)(3)) bezeugte Entlehnung aus dem Westjiddischen(1) (vergleiche niederländisch gokken (2)(1)), die um 1900 in die Berliner Verkehrssprache einging und von dort aus allmählich in die deutsche Umgangssprache gelangte(2).
- Merkwürdigerweise kann Krauss(3) aus der nordsiebenbürgischen Sprachinselmundart von Treppen, die wie alle isolierten Sprachgemeinschaften recht konservativ ist, »zocken« mit den Bedeutungen "rupfen", "schröpfen" und "einem viel Geld abnehmen" belegen.(2) Ob beziehungsweise inwieweit dieses »zocken« hierher gehört oder eine eigenständige Form darstellt, bleibt vorerst dahingestellt.
- Die westjiddischen Formen שׂחוֹקען (YIVO: skhoken)(3)(1), צחוֹקען (YIVO: tskhoken)(3)(1)(3), חוֹקען (YIVO: khoken)(3) und צוֹקען (YIVO: tsoken)(3) entstammen wiederum dem biblisch-(4) bis mittelhebräischen(5) Verb שָׂחַק (CHA: śāḥaḳ)(6), das im Ḳal "lachen(4)(5); sich scherzend unterhalten(4); verlachen(5); zulächeln(5)", im Piʿʿēl "froh sein (bei Gesang und Reigen)(4); scherzen, sein Spiel mit jemandem treiben/sein Spiel mit etwas treiben(4); Kurzweil treiben(4); spielen (von Kindern und Tieren)(4); tanzen, spielen (nämlich vor Gott)(4); kämpfen, fechten, Kampfspiele aufführen(4); heftig lachen(5); zum Lachen, zur Ausgelassenheit bringen(5)" und im Hifʿīl "sich über jemanden lustig machen/sich über etwas lustig machen(4)" bedeutet, sowie dessen biblisch-hebräische Nebenform(4)(5) צחק (CHA: ṣḥḳ)(6) "scherzen, heiter sein; lachen"(6) und mittelhebräische סָחַק, סְחַק (CHA: sāḥaḳ, sḥaḳ) "1. im Ḳal: lachen; spielen; 2. im Piʿʿēl: verlachen"(5)(6) (vergleiche neuhebräisch שִׂחֵק (CHA: śiḥēḳ) "im Ḳal: lachen(5); ausgelassen spielen(5); (ein Spiel, eine Rolle) spielen(6); scherzen, sich lustig machen, Späße treiben(5)", צָחַק (CHA: ṣāḥēḳ) "im Ḳal: lachen(6)(7)"). Alle Formen wiederum lassen sich etymologisch mit arabischem ضَحِكَ (DMG: ḍaḥika) "1. lachen; verlachen, auslachen; verspotten, verhöhnen; 2. zum Lachen bringen; 3. scherzen, spaßen; 4. laut lachen, miteinander oder zusammen lachen; 5. sich belustigen"(8)(9) und altäthiopischem ሠሐቀ (ALA-LC: śaḥaqa) → gez(10)(11) beziehungsweise ሥሕቀ (ALA-LC: śəḥqa) → gez(10)(11) "lachen; verspotten, verhöhnen; scherzen, spaßen; anlächeln"(10)(11) einerseits(6)(6) sowie, andererseits, mit den akkadischen Formen ??? (DMG: ṣiāḫu) → akk(7)(6) "lachen"(7)(6) und ??? (DMG: šeḫēqu) → akk(7), das womöglich "niesen"(7) bedeutete, vergleichen(4).
- Die 8. Bedeutung ist seit 1920 bezeugt.(5)
- Friedrich Kluge, bearbeitet von Elmar Seebold: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 24., durchgesehene und erweiterte Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2001, ISBN 978-3-11-017473-1, DNB 965096742 , Seite 1015.
- Hans Peter Althaus: Zocker, Zoff & Zores. Jiddische Wörter im Deutschen. Originalausgabe, 3. Auflage. C.H. Beck, München 2010, ISBN 978-3-406-61123-0, Seite 65 .
- Wolfgang Pfeifer: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen, digitalisierte und aufbereitete Ausgabe basierend auf der 2., im Akademie-Verlag 1993 erschienenen Auflage. Stichwort "zocken"
- etymologiebank.nl (Datenbank niederländischer und afrikaanser etymologischer Wörterbücher): "gokken"
- Friedrich Krauss: Treppener Wörterbuch. Ein Beitrag zum Nordsiebenbürgischen Wörterbuch. N.G. Elwert Verlag, Marburg 1970, ISBN 3-7708-0186-5 .
- Nach Werner Weinberg: Die Reste des Jüdischdeutschen. 2., erweiterte Auflage. Kohlhammer, Stuttgart/Berlin/Köln/Mainz 1973 (Studia Delitzschiana ; Band 12), ISBN 3-17-001393-9, DNB 740067966 , Seite 100.
- Walter Baumgartner ✝, Ludwig Koehler ✝; neu bearbeitet von Johann Jakob Stamm, unter Mitarbeit von Zeʾev Ben-Ḥayyim, Benedikt Hartmann, Philippe H. Reymond: Hebräisches und aramäisches Lexikon zum Alten Testament. 3. Auflage. Lieferung Ⅳ: ראה – תשׁע, E.J. Brill, Leiden/New York/København/Köln 1990, ISBN 90-04-09256-0 , Stichwort »שׂחק«, Seite 1226.
- Jacob Levy: Wörterbuch über die Talmudim und Midraschim. Band Ⅳ, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1963, Stichwort »שָׂחַק«, Seite 536 (Unveränderter Neudruck der 2. überarbeiteten Auflage von 1924, Berlin/Wien) .
- Heidi Stern: Wörterbuch zum jiddischen Lehnwortschatz in den deutschen Dialekten. Max Niemeyer Verlag, Tübingen 2000 (Lexicographica: Series Maior ; 102, ISSN 0175-9264), ISBN 978-3-484-39102-4, DNB 959920579 , Stichwort »zocken«, Seite 217.
- Ernest Klein; foreword by Haim Rabin; Baruch Sarel (Herausgeber): A Comprehensive Etymological Dictionary of the Hebrew Language for Readers of English. CARTA, Jerusalem ©1987, ISBN 965-220-093-X (Internet Archive) , Stichwort »שׂחק«, Seite 651.
- Walter Baumgartner ✝, Ludwig Koehler ✝; neu bearbeitet von Walter Baumgartner ✝ und Johann Jakob Stamm, unter Mitarbeit von Zeʾev Ben-Ḥayyim, Benedikt Hartmann, Philippe H. Reymond: Hebräisches und aramäisches Lexikon zum Alten Testament. 3. Auflage. Lieferung Ⅲ: גבט – ראה, E.J. Brill, Leiden 1983, ISBN 90-04-07022-2 , Stichwort »צחק«, Seite 955.
- Jacob Levy: Wörterbuch über die Talmudim und Midraschim. Band Ⅲ, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1963, Stichwort »סְחַק«, Seite 498 (Unveränderter Neudruck der 2. überarbeiteten Auflage von 1924, Berlin/Wien) .
- Hebrew-English Dictionary "שִׂחֵק"
- Ernest Klein; foreword by Haim Rabin; Baruch Sarel (Herausgeber): A Comprehensive Etymological Dictionary of the Hebrew Language for Readers of English. CARTA, Jerusalem ©1987, ISBN 965-220-093-X (Internet Archive) , Stichwort »צחק«, Seite 544–545.
- Hebrew-English Dictionary "צָחַק"
- Edward William Lane: Arabic-English Lexicon. In Eight Parts. Frederick Ungar Publishing Co., New York 1955–56 , Stichwort »ضَحِكَ«, Seite 1771 (Digitalisat, ZIP: 502 MB!, Internet Archive).
- Hans Wehr, unter Mitwirkung von Lorenz Kropfitsch: Arabisches Wörterbuch für die Schriftsprache der Gegenwart. Arabisch - Deutsch. 5. Auflage. Otto Harrassowitz, Wiesbaden 1985, ISBN 3-447-01998-0, DNB 850767733 , Stichwort »ضحك«, Seite 743.
- Wolf Leslau: Comparative Dictionary of Geʿez. Geʿez–English, English–Geʿez. Otto Harrassowitz, Wiesbaden 2006, ISBN 3-447-02592-1 , Stichwort »śaḥaqa, śəḥqa«, Seite 528.
- Wolf Leslau: Concise Dictionary of Geʿez. Geʿez–English. Otto Harrassowitz, Wiesbaden 2010, ISBN 978-3-447-06283-1 , Stichwort »ሠሐቀ śaḥaqa, ሥሕቀ śəḥqa«, Seite 48.
- Wolfram von Soden, Bruno Meissner: Akkadisches Handwörterbuch. Band Ⅲ: S – Z und Nachträge, Otto Harrassowitz, Wiesbaden 1981, ISBN 3-447-02187-X , Stichwort »ṣiāḫu/ṣâḫu«, Seite 1096.
- Ebenda, Stichwort »šeḫēqu«, Seite 1209.
- Heinz Küpper: Wörterbuch der deutschen Umgangssprache. In: Digitale Bibliothek. 1. Auflage. 36, Directmedia Publishing, Berlin 2006, ISBN 3-89853-436-7 , Stichwort »zocken«.
Lehnwort
"zocken" ist ein Hebraismus und Jiddismus.Sprache
Sprachvarietät
Sprachgebrauch
- kindersprachlich
- landschaftlich
- salopp
- umgangssprachlich
Quantitative Linguistik
Grundwortschatz
"zocken" gehört nicht zum deutschen Grundwortschatz.
Länge nach Buchstaben
"zocken" umfasst 6 Buchstaben.
Konsonanten und Vokale
"zocken"enthält 2 Vokale und 4 Konsonanten
Worthäufigkeit
Der Begriff "zocken" wird wenig im Sprachgebrauch verwendet.
Rang nach Worthäufigkeit
Der Eintrag "zocken" belegt Position 13253 in unserer Rangliste der Häufigkeitsverteilung.
Grammatik
Wortart
Flexion
Präsens | ich zocke |
---|---|
Präsens | du zockst |
Präsens | er, sie, es zockt |
Präteritum | ich zockte |
Partizip II | gezockt |
Konjunktiv II | ich zockte |
Imperativ Singular | zocke |
Imperativ Plural | zockt |
Hilfsverb | haben |
Beispiele
Beispielsätze
- Meine Schwester und ich zocken Fifa 10.
- Lass uns 'ne Runde Counter Strike zocken!
- Viele Investmentbanker zocken völlig risikolos, da ihre Institute im Notfall mit Steuergeldern gerettet werden.
Phonologie
Aussprache
Nach dem IPA (Internationales Phonetisches Alphabet): ˈt͡sɔkn̩
Ähnlich klingende Wörter
Reimwörter
Was reimt sich auf "zocken"?
Semantik
Assoziation
Nimmst du "zocken" eher als positiv oder negativ wahr?
Assoziative Bedeutungen
Hyperonyme
Hyponyme
Synonyme
zeige alle ❯ Synonyme für zockenRhetorische Stilmittel
Isogramme (Wortspiel)
"zocken" ist ein Isogramm.
Wortgruppen
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